Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 19. April 2018. Von MICHAEL SPRENGER. „Verstörend und inakzeptabel“.

Innsbruck (OTS) Moscheen in Österreich sind Sinnbild für Toleranz. Sie als Bühne zu missbrauchen, um dort mit Kindern nationalistisches Kriegsgemetzel nachzustellen, ist Ausdruck von Intoleranz – und eine Herausforderung für Tolerante.

Wenn Buben in Uniformen und Mädchen mit Kopftüchern dazu missbraucht werden, in einer Moschee ein nationalistisches Kriegsgemetzel nachzustellen, ist eine rote Linie überschritten worden. Es reicht – auch für jene, die mit der Hetze gegen türkische Mitbürger und Moslems nichts gemein haben. Für eine moderne und tolerante Gesellschaft können diese verstörenden Vorkommnisse in der Wiener ATIB-
Moschee nur als Provokation unserer Gesellschaft wahrgenommen werden. Nehmen wir unsere moderne und tolerante Gesellschaft ernst, müssen wir sie verteidigen.
„Wir sollten im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt.“ Karl Popper schrieb diese Zeilen unter den Eindruck des Nationalsozialismus. In seinem Standardwerk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ hat der aus Österreich in die Flucht getriebene Philosoph auf das „Paradoxon der Toleranz“ hingewiesen. Seinen Kernsatz daraus sollten wir uns immer wieder laut vorsagen, damit er uns hilft, immerzu hellhörig zu sein: „Wenn wir unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden – und die Toleranz mit ihnen.“
ATIB, der verlängerte Arm des autoritären Erdogan-Regimes, hat es bislang verabsäumt, als bejahender Teil der österreichischen Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Dass dieses Kriegstheater in der Moschee erst jetzt bekannt geworden ist, ist der Wiener Stadtzeitung Falter zu verdanken – und eben nicht dem türkisch-islamischen Verein ATIB. Nach der Veröffentlichung durch den Falter zu erklären, der Verein stehe doch „für Toleranz und gegenseitigen Respekt“ und es gebe „keinerlei Berührungspunkte zu religiösem Fanatismus oder radikalem Nationalismus“, ist schlichtweg unglaubwürdig.
Haben die ATIB-Verantwortlichen schon vergessen, dass sie es waren, die im Jänner noch ihre Mitglieder in die Moscheen beordert hatten, um dort für den türkischen Krieg in Syrien gegen die Kurden zu beten?

Das Zusammenleben braucht klare Regeln. Hetze auf der einen und religiös-nationalistische Umtriebe auf der anderen Seite sind klare Verstöße gegen eine moderne und tolerante Gesellschaft.

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