Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 22. August 2019. Von PETER NINDLER. „Die Melkkuh gibt keine Milch mehr“.

Innsbruck (OTS) Das Theater um die Mehrkosten nach der Nordischen Ski-WM in Seefeld ist eine Schmierenkomödie. Die zusätzlichen Aufwendungen müssen verursachergerecht aufgeteilt werden, Land und Bund dürfen nicht die Melkkuh für alle sein.

Es ist eine gefährliche Gratwanderung, wenn die öffentliche Hand zur Melkkuh des Sports wird. Nichts anderes passiert derzeit im Nachspann zum nordischen Wintermärchen in Seefeld. Sieben Monate nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft wälzen die Organisatoren die Mehrkosten von 2,7 Millionen Euro vor sich her oder einfach weg. Dass sogar eine Kommission von Land und Bund eingesetzt werden muss, um die Kosten verursachergerecht einzuordnen, macht sprachlos. Und entzieht künftigen Großveranstaltungen den Boden der notwendigen Akzeptanz in der Bevölkerung.
Die Politik lässt sich allerdings immer wieder auf dieses Spiel ein, weil sie gern mit den Siegern um die Wette strahlen und mit ihren Medaillen mitglänzen möchte. Sport macht mitunter siegestrunken, locker flockig entfleuchen Politikern deshalb wohlmeinende Aussagen wie „Wird schon gehen“ oder „Mach’ ma schon“. Das bittere Erwachen kommt meist später. Wie jetzt in Seefeld oder beim Fußballclub Wacker Innsbruck, der trotz mangelnder Professionalität Land Tirol und Stadt Innsbruck über Jahre finanziell übergebührlich beansprucht hat. Irgendwann ist Schluss, da lassen sich gewisse Gepflogenheiten nicht mehr rechtfertigen.
Erstaunlich ist jedoch, wie unprofessionell die Seefelder WM-Akteure ans Werk gehen. Im Nachhinein machen sie sich eine ausgezeichnete Weltmeisterschaft kaputt und schaden damit möglichen Sportveranstaltungen in der Zukunft. Was sollen sich die Mindestpensionisten oder Hackler denken, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen? Stopft ihnen die öffentliche Hand automatisch das finanzielle Loch, wenn es sich am Ende des Monats einmal nicht ausgeht? Von der vielzitierten volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung einer Weltmeisterschaft können sie sich nichts abbeißen.
Nicht nur in Tirol, sondern weltweit nimmt die Skepsis gegenüber Großveranstaltungen zu. Weil dahinter zum einen ohnehin nur Geschäftemacherei oder Korruption vermutet werden und die Veranstaltungskosten anfangs generell kleingerechnet werden. Seefeld dürfte nachhaltig von den öffentlichen Millioneninvestitionen profitieren, deswegen wäre ein Schlussstrich längst überfällig. Je länger das Mehrkosten-Theater geht, desto mehr Kredit wird verspielt. Bereits im Vorfeld mussten die Ausgaben für die WM ständig nach oben lizitiert werden, folglich verlieren Organisatoren und die Politik nur noch weiter an Glaubwürdigkeit.

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