Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 26. Juli 2018. Von MAX STROZZI. „Unterwegs am Trampelpfad“.

Innsbruck (OTS) Dass selbst die eigene Klientel die Folgen seiner Strafzoll-Politik zu spüren bekommt, scheint Trump bisher nicht von seinem Zerstörungskurs abzubringen. Es wäre eine Überraschung, würde er gegenüber der EU von seinem Trampelpfad abweichen.

Die Welt von Donald Trump ist einfach. Entweder jeder fügt sich den Vorstellungen des US-Präsidenten, oder es gibt wahlweise Zölle, Sanktionen oder Kriegsdrohungen – je nachdem, welches Thema gerade ansteht. Deshalb wäre es ziemlich naiv anzunehmen, dass EU-Kommissionspräsident Juncker und Handelskommissarin Malmström von ihrer Reise nach Washington mit einer fixfertigen Lösung des Handelsstreits zurückkehren. Trump scheint es ja noch nicht einmal zu jucken, dass seine eigene Wählerschaft bereits unter Chinas Konter zu den US-Strafzöllen leidet. Mehrere Milliarden Dollar hat Trump den US-Landwirten an Hilfsgeldern zugesagt, weil sie als Folge der Handelspolitik ihres Präsidenten ihre Fleischberge nicht mehr den Chinesen auftischen können. Wie lange Trump seine Anhänger damit ruhigstellen kann, ist offen. Denn vielleicht kommen sie ja doch irgendwann drauf, wie ihr Superidol tickt. Zum Beispiel, dass er die Fahnen für seine Wiederwahl-Kampagne nicht in „America first“-Manier in den USA produzieren lässt, sondern in China. Wegen des Zollstreits sind diese Flaggen übrigens teurer geworden. Ungehört verhallen beim beratungsresistenten POTUS (President of the United States) bisher auch die Warnrufe der US-Autoindustrie, von der Trump ja behauptet, sie mit seinen Zöllen schützen zu wollen. General Motors erwartet wegen des Zollstreits heuer weniger Gewinn.
Würde nicht Trump jenseits des Atlantiks im Chefsessel sitzen, könnte der Ausweg aus dem Dilemma das Revival eines Deals sein, den sowohl Brüssel als auch die USA verfolgten, bis er nicht zuletzt auch aufgrund der europäischen Geheimniskrämerei begraben wurde: das transatlantische Handelsabkommen TTIP, das sämtliche Handelsschranken abschaffen sollte. Im aktuellen Handelskrieg wittert manch damals gescheiterter TTIP-Befürworter eine Chance, das Abkommen zu exhumieren. Auch gestern signalisierte Trump zu Beginn seines Treffens mit Juncker Hoffnung auf Handelsabkommen mit der EU. Ob das am nächsten Tag auch noch Bestand hat, steht – wie immer bei Trump – in den Sternen. Trump ruft zwar nach freiem Handel, hat aber bisher sämtliche Abkommen torpediert: das transpazifische TPP, das amerikanische NAFTA, das trans­atlantische TTIP schon im Wahlkampf. Verhandlungen mit dem US-Präsidenten nach bisherigen Maßstäben sind kaum möglich. Und eine andere Strategie außer jene der Zerstörung war bei Trump bisher nicht auszumachen. Dass er gegenüber der EU von seinem Friss-oder-stirb-Kurs abkehrt, wäre eine Überraschung.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen