Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 27. August 2020. Von Floo Weißmann. „Referendum über Trump“.

Innsbruck (OTS) Im amerikanischen Wahlkampf sind politische Inhalte weitgehend in den Hintergrund getreten. Es geht um die Person und die Weltsicht eines Präsidenten, der sein Land seit Jahren spaltet.

Donald Trump, der Egomane im Amt des US-Präsidenten, mag in den Umfragen weit zurückliegen. Aber zumindest einen Aspekt des Wahlkampfs dürfte er genießen: Es geht so gut wie ausschließlich um seine Person. Er ist der Mann, der die Menschen zur Wahl bringt. Offen ist nur noch die Frage, ob mehr Wähler für ihn oder gegen ihn stimmen.
Schon die Demokraten haben auf ihrem Parteitag in der Vorwoche ihre politischen Inhalte weitgehend zurückgestellt und vor allem vor Trump gewarnt. Die Ablehnung des Amtsinhabers fungiert als kleinster gemeinsamer Nenner im Wahlverein für Joe Biden, Kandidat der Demokraten.
Die Republikaner haben die Zuspitzung auf Trump in dieser Woche wiederholt, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. In vier Jahren unter diesem Präsidenten hat sich die Partei von Abraham Lincoln ihrer Inhalte, Prinzipien und kritischen Stimmen entledigt. Bezeichnenderweise verzichtet sie heuer auf ein Wahlprogramm und reduziert sich selbst darauf, jenen Mann zu bejubeln, der am Parteitag vor vier Jahren wörtlich erklärte: „Ich allein kann es in Ordnung bringen.“
Die Wahl am 3. November ist ein Referendum über einen Präsidenten, der die Amerikaner so sehr spaltet wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dahinter stehen gegensätzliche Wahrnehmungswelten. Für die Mehrheit der Amerikaner ist Trump im Begriff, ihre Gesellschaft und Demokratie zu zertrümmern – mit globalen Kollateralschäden. Seine Fans verehren ihn hingegen als eine Art reaktionären Messias, der in einem Land, in dem Minderheiten und Frauen immer größeren Anteil fordern, die alte Ordnung wiederherstellt.
Trump hat nie auch nur versucht, alle Amerikaner anzusprechen oder gar zu vertreten. Der Zug zur Mehrheit ist für ihn abgefahren. Ihm bleibt, in den verbleibenden zwei Monaten seine Basis aufzuputschen, um mithilfe des indirekten Wahlsystems an der Macht zu bleiben. Er wird dabei keinen Schmutzkübel, keine Lüge und keine Drohung auslassen. Und im Fall einer knappen Niederlage wird er womöglich eine politische Krise auslösen, in der dann der konservativ dominierte Supreme Court entscheiden muss.
Amerikanische Wahlkämpfer trichtern ihren Anhängern gewohnheitsmäßig ein, dass sie vor der wichtigsten Wahl ihres Lebens stehen. Für viele trifft diese Phrase heuer stärker zu als je zuvor. Zugleich wird immer deutlicher: Der Kampf um die Rolle und das Vermächtnis von Donald Trump ist am Wahltag noch nicht zu Ende.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen