Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 29. Oktober 2019. Von FLORIAN MADL. „Jeder Einzelfall ist einer zu viel“.

Innsbruck (OTS) Im Tiroler Nachwuchsfußball entgleisen regelmäßig Eltern und Funktionäre vor den Augen von Kindern. Eine bedenkliche Entwicklung, die von überzogener Erwartungshaltung und falschem Leistungsdenken zeugt.

Über nicht gegebene Elfmeter, ungeahndete Fouls und die Fehleranfälligkeit des Videobeweises lässt sich stundenlang voller Inbrunst diskutieren. Doch wenn die Betroffenheit die eigene Mannschaft und die eigenen Kinder erreicht, mischt sich ins Bemühen um Objektivität zumeist Emotionalität. Und plötzlich spielen sich auf Fußballplätzen Szenen ab, die selbst dem Begriff „unterste Schublade“ nicht mehr gerecht werden. Erboste Funktionäre, die sich um die Lorbeeren ihrer Trainingsarbeit gebracht sehen, weil der im Nachwuchsbereich zumeist unerfahrene Schiedsrichter ein vermeintliches Fehlverhalten des Gegners nicht ahndete. Und schreiende Eltern, die ihren Kindern Vorbild sein wollen, aber diese Rolle am Fußballplatz vergessen. Zurück bleiben bisweilen verstörte Kinder, die ihre Eltern kaum mehr erkennen oder diesen – noch schlimmer – nacheifern.
Was festzuhalten ist: Der von den Eltern definierte Anspruch auf Leistung ist zumeist ein anderer als jener der Kinder. Der Wunsch, ihr Filius könnte eines Tages in Lionel Messis Spuren wandeln, kommt jenem nach einem Lotto-Sechser gleich. Und die Trainer haben sich mit dem zumeist breitensportlichen Potenzial ihrer Schützlinge anzufreunden, was der Tiroler Fußballverband auch so festhielt: Indem erst Spiele ab dem Jahrgang U13 auch tatsächlich statistisch verwertet werden, in den Jahrgängen darunter werden Begegnungen lediglich ohne Erwähnung der Ergebnisse bestätigt. Es spielt so gesehen keine Rolle, ob sich Siege im zweistelligen Bereich abspielen, bis das vom Verband vorgesehene Leistungsalter erreicht wird. Dass sich immer noch Eltern mit Notizblock und Kugelschreiber interne Wertungen aufzeichnen, ändert nichts an dieser Tatsache. Vergangene Saison registrierte man in Tirol 16.271 Nachwuchskicker in 785 Mannschaften, die unglaubliche 10.073 Spiele bestritten. Die Zahl der bedenklichen Vorfälle lässt, zu dieser Statistik in Relation gesetzt, kein generelles Urteil zu. Aber das Ansinnen, bedenkliche Entwicklungen im Keim zu ersticken, darf niemals enden. In Trainer-und Schiedsrichterschulungen wird mehrfach auf die Problematik hingewiesen, der Tiroler Fußballverband führt allerhand Regularien. Nun bedarf es des Muts der Verantwortlichen, nicht zuletzt der Vereinsfunktionäre, auf Entgleisungen entsprechend zu reagieren. Mit Zivilcourage und Sanktionen. Ein Übergang zur Tagesordnung darf nicht ohne Weiteres erfolgen.

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