Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 30. Juli 2018. Von ANITA HEUBACHER. „Plastikmüll kommt uns teuer zu stehen“.

Innsbruck (OTS) Tirol hat es vor zehn Jahren vergeigt, einen Müllofen zu bauen, und sich abhängig gemacht. Entsorgt wird in Müllöfen in anderen Bundesländern und in Deutschland. Dort wird der Preis fürs Verbrennen diktiert und die Energie genutzt.

Wie „großartig“ Abhängigkeiten im Müllgeschäft sind, lässt sich im Großen anhand der Europäischen Union und Staaten und im Kleinen anhand von Tirol sehr gut darstellen.
Bis Jahresbeginn entsorgte die EU ihren Müll in China. Getreu dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ war das praktisch, bis zu Jahresbeginn China einen Importstopp für europäischen Plastikmüll verhängte. Seither muss sich die EU selbst um ihren Kunststoffmüll kümmern und rätselt vor sich hin, was sie mit dem Überhang an Plastikmüll machen soll. Besonders betroffen ist auch Deutschland, das fleißig Müll nach China und Hongkong verschifft hat. Das wiederum lässt die Preise für die Entsorgung steigen, weil die Kapazitäten in Müllöfen und Industrieanlagen in Europa knapper werden. Nicht nur, dass China wegfällt, es fällt auch immer mehr Plastikmüll an. Seit 1960 hat sich die weltweite Produktion an Kunststoff verzwangzigfacht. Je mehr produziert wird und je teurer die Entsorgung wird, desto größer wird die Gefahr, dass Kunststoff dort landet, wo er nicht landen sollte. Beispielsweise in den Meeren. Schon vor zehn Jahren vergeigt hat eine eigenständige Tiroler Mülllösung die damalige Landesregierung und allen voran Alt-Landeshauptmann Herwig van Staa. Statt selbst einen Müllofen zu bauen und der Industrie durch günstigere Energie einen Standortvorteil servieren zu können, fahren wir unseren Restmüll zuerst ins Ahrental rein und wieder raus und dann nach Oberösterreich, wo auch große Teile unseres extra gesammelten Kunststoffmülls landen.
Der Konsument ist ein belastbares Individuum. Die Müllgebühren sind in Tirol uneinheitlich, sorgen aber für wenig Aufregung und Druck auf die Landes- oder Kommunalpolitik. Die Entsorgung von Plastikmüll zahlen wir bereits beim Kauf des Produkts mit und der „gelbe Sack“ gibt uns das wohlige Gefühl, zum Wiederverwerten etwas beizutragen. „Etwas“ stimmt auch, liegt aber nur bei 34 Prozent. Der EU ist das zu wenig. Sie fordert eine höhere Recyclingquote. Die kann wohl am besten durch das Umstellen der Produktion beim Hersteller erreicht werden. Der muss verpflichtet werden, darauf zu achten, dass seine Verpackung recycelbar ist, und dazu verpflichtet werden, seine neuen Produkte zu einem bestimmten Mindestmaß aus recycelten Rohstoffen herzustellen. Das wäre zumindest ein Lösungsansatz, um mit dem Überangebot an Plastikmüll in Europa fertig zu werden.

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