Tiroler Tageszeitung: Leitartikel, Ausgabe vom 9. Dezember 2020 von Karin Leitner: „Organisationstest nicht bestanden“.

Innsbruck (OTS) Im September hat das neue Schuljahr begonnen. Trotz Wissens um eine wohl kommende „Corona-Welle“ haben die politisch Verantwortlichen nicht vorgesorgt. Erst jetzt, kurz vor Weihnachten, gibt es Tests und Masken für die Pädagogen.

Seit Montag sind Pflichtschüler und Maturanten wieder vor Ort. Sie haben nach dem zweiten „harten Lockdown“ nicht mehr Fernunterricht. Viele sind ob dessen besorgt. Zu Recht. Das „Distance Learning“ läuft – anders als beim Shutdown im Frühjahr – gut, sowohl technisch als auch vom Austausch her. Warum wird das nicht bis Weihnachten praktiziert? Warum wird riskiert, dass sich Kinder und Lehrer davor anstecken, das Virus an den Feiertagen in ihre Familien tragen? Vergangenes Wochenende haben sich – in sechs Bundesländern – zwei Drittel der Pädagogen testen lassen, die positiv befundeten sind in Quarantäne. Abgesehen davon, dass das eine Momentaufnahme ist: Bei einem Drittel weiß man nicht, was Corona-Sache ist. Und: Es stecken nicht nur Lehrer Schüler an, sondern auch Schüler Lehrer. Alle von ihnen zu testen – 1,1 Millionen –, wäre nicht machbar gewesen, ein Check der Maturanten sehr wohl. Warum hat es den – Maske im Unterricht hin oder her – nicht gegeben?
Der gesundheitspolitische Aspekt ist freilich nur einer in dieser Causa. Ginge es nur nach diesem, müsste gesagt werden: Schultüren zu – bis nach den Ferien. Oder darüber hinaus, wenn die Infektionszahlen bis dahin nicht stark gesunken, gar wieder gestiegen sind. Home-Schooling ist nicht nur für Eltern belastend, sondern auf Daue­r unzumutbar. Auch die Kinder leiden darunter, vor allem jene in beengten Wohnverhältnissen, solche, die sich schon vor der Pandemie schwergetan haben, mitzuhalten. Sie brauchen die direkte Ansprache von Lehrerinnen und Lehrern.
Schule ist aber nicht nur eine Stätte der Wissens- und Kompetenzvermittlung, sie ist auch eine soziale. Kontakt mit Gleichaltrigen ist besonders für Kinder essenziell. Die Regierung hat mit ihrem langen Nichtstun und den Versäumnissen dazu beigetragen, dass die Lage ist, wie sie ist: schlecht. Im Sommer wurde nicht vorgesorgt, im Herbst ebenfalls nicht. Anfang Dezember hat ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann den Gemeinden empfohlen, Schulen zusätzlichen Platz zur Verfügung zu stellen. Wie soll das auf die Schnelle bewerkstelligt werden? FFP2-Masken sind erst dieser Tage eingelangt. Getestet werden hätten die Pädagogen längst können. Erstmals vor Schulbeginn wäre das geboten gewesen. Cluster an Schulen hätten verhindert werden können, wäre zeitgerecht gehandelt worden. Im Gegenstand PR sind die politisch Verantwortlichen gut. Im Fach Organisation haben sie die Reifeprüfung nicht bestanden.

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