Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 9. Februar 2021. Von PETER NINDLER. „Entscheiden und nicht aufschieben“.

Innsbruck (OTS) Mit dem Hinauszögern möglicher Maßnahmen in Tirol wegen der Corona-Variante aus Südafrika hat Gesundheitsminister Anschober wenig politisches Geschick bewiesen. Jetzt gibt es eine Reisewarnung für Tirol, aber es bleiben Fragen offen.

Die Reisewarnung ist zumindest einmal eine Entscheidung. Sonntagabend wurde hingegen noch vertagt. Diese Vorgangsweise mag zwar in den Brexit-Verhandlungen zum Alltag geworden sein, zur Bewältigung einer Pandemie taugt sie nicht. Dennoch outet sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) immer öfter als Vertagungs-Politiker. Was sich zuletzt hinter den Kulissen abgespielt hat, verfestigt nämlich das Bild eines nicht immer sattelfesten Ministers. Dazu werden ihm von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gerne „gezinkte“ Spickzettel gereicht. Denn Kurz spielt sein eigenes Spiel und Anschober durchschaut es nicht.
Trotzdem darf man sich von einem Gesundheitsminister erwarten, dass er rasch und faktenbasiert agiert. Ist wegen der Südafrika-Mutation des Coronavirus epidemiologisch Gefahr in Verzug, dann hätte Anschober bereits in der Vorwoche unverzüglich handeln müssen. Und dazu stehen sollen. Egal, ob Tirol politisch hüpft oder Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) das nicht akzeptieren möchte. Doch der Gesundheitsminister zögerte mit Maßnahmen und schaffte mit seinem verschleppten Bilanzziehen ein Vakuum, das sich prompt mit Zuspitzungen, Aufschaukelungen und Spekulationen gefüllt hat. „Aufgefettet“ mit unzähligen Tirol-Wien-Klischees aus der Mottenkiste. Plötzlich wurde jeder Tag zu einem der Entscheidung. Aber: Bis Sonntagabend wussten Zigtausende Tiroler Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht einmal, ob sie nach dem harten Lockdown am Montag wieder in ihre Geschäfte zurückkehren können. Verantwortungsvolle und lösungsorientierte Politik sieht anders aus. Dass die Menschen langsam, aber sicher den Glauben in die Corona-Politik der Bundesregierung verlieren, hat vor allem etwas mit Anschober und Kurz zu tun.
Wie so oft spielte die türkis-grüne Bundesregierung auch in den vergangenen Tagen über die Bande und versuchte damit öffentlichen Druck auf Tirol aufzubauen. Ein mögliches medizinisches Problem gehört allerdings gelöst und nicht verpolitisiert. Wer zögert, vermittelt außerdem den Eindruck, selbst unsicher zu sein. Eine Reisewarnung für Tirol zu verhängen, ist keine Raketenwissenschaft. Eher gesichtswahrend – nicht mehr und nicht weniger.
Sollte die südafrikanische Corona-Mutation eine tickende Zeitbombe sein, muss sie mit aller Konsequenz entschärft werden. Ansonsten wäre weniger politische Übersteigerung hilfreich. Und ein Minister, der handelt und nicht aufschiebt.

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