TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Blamables Krisenmanagement“, von Mario Zenhäusern

Ausgabe vom Mittwoch, 13. Jänner 2020

Innsbruck (OTS) Die plötzliche Hektik bei der Suche nach impfwilligen über 80-Jährigen belegt das Versagen der Politik in Bund und Land bei der Vorbereitung der Corona-Impfung. Dabei wäre genug Zeit für eine ausgefeilte Strategie gewesen.

Mehr schlecht als recht haben nun auch in Österreich die heiß ersehnten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Allerdings mit unterschiedlicher Intensität: Nachdem die Koordination der Verabreichung des Impfstoffs nach heftiger Kritik von allen Seiten vom Bund auf die Länder überging, liegt es nun an den Landesregierungen, für eine rasche Durchimpfung zu sorgen. In Tirol beschloss die schwarz-grüne Koalition gestern einen Impfplan. Parallel zu den bereits angelaufenen Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen sollen die Gemeinden nun so schnell wie möglich erheben, wie viele Personen über 80 Jahren in Privathaushalten leben und geimpft werden wollen.
Diese plötzliche Hektik belegt einmal mehr das blamable Krisenmanagement der zuständigen Stellen in Bund und Land. Es ist ja nicht so, dass das Vorliegen von Impfstoffen jemanden überrascht hat. Schon Wochen vor der ersten Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) war klar, dass dies rund um den Jahreswechsel der Fall sein wird. Es wäre also ein Leichtes gewesen, die Bürgermeister mit der Erfassung der demografischen Daten in ihren Gemeinden zu beauftragen und gleichzeitig die zügige Einholung von Einverständniserklärungen der Impfwilligen anzuregen. Offenbar ist nichts dergleichen passiert, weshalb sich die politisch Verantwortlichen – in erster Linie Gesundheitsminister Rudolf Anschober, aber auch Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg – jetzt Vorwürfe gefallen lassen müssen. Es trifft beide nicht zum ersten Mal: Auch von der herbstlichen Infektionswelle in den Alten- und Pflegeheimen wurden sie überrascht, obwohl bereits im Frühjahr die Notwendigkeit ausgedehnter Schutzmechanismen in diesem sensiblen Bereich bekannt war.
Klar ist, dass eine Bewältigung der Krise nur dann möglich ist, wenn so viele Menschen wie möglich so rasch wie möglich geimpft werden. Die entsprechenden Vakzine sind sicher und in absehbarer Zeit in ausreichender Menge vorhanden, versichern Bundesregierung und Wissenschafter unisono. Allerdings gibt es bei der Impfbereitschaft noch Luft nach oben, auch beim Personal in den Alten- und Pflegeheimen. Endlich wird alles getan, um die für eine Covid-19-Erkrankung anfälligen Bevölkerungsgruppen vor einer Infektion zu schützen – nur macht ein Teil jener, die diese Menschen pflegen und betreuen, davon nicht Gebrauch? Wen wundert’s da, dass der Ruf nach einer Impfpflicht immer lauter wird?

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