TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Das neue Chaos und die Lust am Krieg“, von Christian Jentsch

Ausgabe vom 21. Februar 2018

Innsbruck (OTS) - Das Chaos führt Regie im Welttheater, die Unsicherheit spielt die Hauptrolle. Der blutige Krieg in Syrien illustriert die neue Unordnung und ist gleichzeitig ein böses Omen auch für unsere Zukunft.

Es war angerichtet: Der globale Siegeszug von Liberalismus und Demokratie schien unumkehrbar, die schöne neue Welt in Griffweite. Die großen Konflikte schienen Geschichte zu sein, der Kampf der Ideologien längst ausgefochten. Es ist noch nicht lange her, da war Sicherheit zumindest für uns Europäer eine Selbstverständlichkeit. Doch die Angst und die Geister aus der Vergangenheit sind zurück. Auf der großen Weltenbühne führt das Chaos Regie. Und die neue Lust am Krieg droht uns wieder in den Abgrund zu stoßen. Die 54. Münchner Sicherheitskonferenz, auf der sich vergangenes Wochenende rund 20 Staats- und Regierungschefs sowie Dutzende Außen- und Verteidigungsminister die Klinke in die Hand gaben, mutierte zur Unsicherheitskonferenz.
Allerorts herrscht Verunsicherung, das Fundament der etablierten Weltordnung ist ins Wanken geraten. Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump nehmen sich die USA als Ordnungsmacht der von ihnen geschaffenen westlich liberalen Ordnung zunehmend aus dem Spiel, zwischen Russland und dem Westen wachsen die Mauern wieder in den Himmel, das Pulverfass Naher Osten droht zu explodieren und der Konflikt mit Nordkorea könnte gar in einen Nuklearkrieg münden. Die Welt ist in Unordnung geraten. Und nichts könnte das neue Chaos und die Lust am Krieg besser illustrieren als die täglich neu fortgeschriebene Apokalypse in Syrien. Das Land wurde zum Aufmarschgebiet der Regional- und Supermächte, mit ständig wechselnden Allianzen und strategischen Interessen. Nachdem die Terrormiliz IS großteils besiegt wurde, eskaliert nun der Kampf um Einflusszonen. Die Hoffnung auf ein Ende des blutigen Krieges, in dem bereits Hunderttausende Menschen getötet wurden, wird von Tag zu Tag kleiner. Die Friedensgespräche sind längst zu Farce mutiert.
Im Norden marschierte die türkische Armee in Syrien ein, um in einen Krieg gegen die Kurden zu ziehen, die dort ein autonomes Gebiet geschaffen haben. Und das NATO-Land Türkei droht ganz offen dem NATO-Partner USA, weil Washington kurdische Milizen im Kampf gegen den IS unterstützt hat. Russland schlug sich auf die Seite von Präsident Assad, um im Nahen Osten wieder an Einfluss zu gewinnen. Und nun droht auch der Konflikt zwischen Israel und dem Iran nicht nur auf syrischem Boden zu eskalieren. Es ist ein blutiger Kampf aller gegen alle. Ein Krieg als böses Omen für unsere Zukunft.

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