TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Die Glaubwürdigkeit schmilzt dahin“, von Peter Nindler

Ausgabe vom 24. Oktober 2018

Innsbruck (OTS) Wer den Naturschutz wie am Pitztaler Gletscher derart grob ramponiert, muss sich nicht wundern, dass das Miss-trauen im Land gegen touristische Vorhaben wächst. Obwohl sich die Politik genau das Gegenteil erwartet.

Tirol ist einfach „bär-gig“. Und die Berge zählen zum wichtigsten Kapital und Natur-Schatz im Land: Skifahren oder Tourengehen im Winter, Klettern, Berggehen und Wandern im Sommer. Obendrein wird das Bergidyll gern als politische Botschaft ausgeschlachtet, wenn dort die heimischen Politspitzen als Naturversteher oder als enge Seilschaft von Bergkameraden herumkraxeln. Herunten im Tal ist die Gebirgskulisse politisch meist wieder weit weg. Diesen Eindruck muss man jedenfalls gewinnen, kaum dass in Tirol über Seilbahnprogramme diskutiert und der Naturschutz am Gletscher wieder einmal ramponiert wird.
Anspruch und Wirklichkeit lassen sich freilich nur an Taten messen. Laut hallt die Empörung nach, dass gewisse Skigebietsverbindungen wie Weer-Hochfügen überhaupt kein Thema sind. Aber warum wird dann eine Tür dafür geöffnet, wenn ohnehin niemand durchgehen möchte? „Bazweich“ wie der Frühjahrsschnee sind sie deshalb geworden, die neuen Seilbahngrundsätze. Anstatt klare Endausbaugrenzen für Skigebiete zu definieren, wird der Interpretationsspielraum zum Programm erhoben. Je nach Lesart sind neue Seilbahnen möglich oder auch nicht. Willkommen in der schwarz-grünen Tiroler Politwirklichkeit! Schon jetzt versuchen die Grünen mit einem Aufruf zur Bürgerbeteiligung, ihre eigenen Beschlüsse in der Landesregierung gerade für Weer-Hochfügen zu verhindern.
Andererseits lässt sich die Dreistigkeit mancher Seilbahner wie am Pitztaler Gletscher, wo ohne naturschutzrechtliche Genehmigung und trotz Baustopps erneut gebaggert wird, nur damit erklären, dass sie jahrelang von der ÖVP-dominierten Landesregierung politisch gehätschelt wurden. Man redet sich solche lästigen Nebensächlichkeiten in Tirol einfach aus, schließlich ist der Skiweg sowieso schon in Fels eingemeißelt. Und für das Große und Ganze im Land muss man eben zusammenstehen: vor und nach den Wahlen.
Die Außenwirkung ist jedoch verheerend. Die vielfach beschworene Tourismusgesinnung wird von den eigenen Aushängeschildern weiter ausgehöhlt, und der touristische Argwohn, auch gegenüber sinnvollen Projekten und Seilbahnplänen, wächst. Wer den Gletscherschutz dermaßen missachtet, der verspielt außerdem für den forcierten Zusammenschluss von Pitztaler und Ötztaler Gletscher bald jeden Kredit. Die Politik muss deshalb mutig sein und Klartext mit den betroffenen Seilbahnern reden. Ansonsten leistet sie dem „bär-gigen“ Tirol nur einen Bärendienst.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen