TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Dienstag, 1. September 2020, von Manfred Mitterwachauer: „Das Schweigen nach dem Applaus“

Innsbruck (OTS) 500 Euro hat das Land den „Helden des Alltags“ in Gesundheits- und Pflegeberufen als Corona-Dank versprochen. Was danach folgte, ist zum Fremdschämen. Und offenbart die Erbsenzählerei im Landhaus und in den Tirol Kliniken.

Am Höhepunkt der Corona-Krise gab es viele, denen in Tirol Applaus für ihre Arbeit spendiert wurde. Die „Helden des Alltags“ holte man in politischen Sonntagsreden vor den Vorhang:
Lebensmittelverkäuferinnen, Buslenker – kurz alle, die maßgeblich dazu beitragen, dass unser aller Leben so funktioniert, wie es eben funktionieren soll. Allen voran das medizinisch-pflegerische Personal in Heimen, Krankenhäusern, mobilen Diensten. 500 Euro wurden diesen sodann vom Land als Dankeschön versprochen. Vor Monaten. Für viele bis dato ein leeres Versprechen. Dass mit den Tirol Kliniken ausgerechnet eine Landes-Tochter zum i-Tüpfel-Reiter mutiert, verwundert genauso wie das Fehlen eines Machtworts aus den zuständigen ÖVP-Regierungsbüros.
400 Millionen Euro an Soforthilfen, 230 Millionen Euro als erster Teil eines mehrjährigen Konjunkturpakets: Die Landesregierung jongliert derzeit – im Großen gesehen – ohne Netz und doppelten Boden mit Millionen, dass Artisten im Zirkus vor Neid erblassen könnten. Geht es aber ins Detail, so wird für das kleine Förder-Einmaleins der Taschenrechner ausgepackt und penible Buchhaltermentalität an den Tag gelegt. In Summe reden wir von 7,5 Millionen Euro, die der Corona-Bonus das Land kosten dürfte. Eigentlich Peanuts in Zeiten wie diesen.
Die Tirol Kliniken haben mit ihrer Kritik an der Landes-Richtlinie insofern Recht, als dass das Erstellen einer Steuererklärung wohl ein leichteres Unterfangen ist, als die Anzahl an Bonus-Berechtigten in einem Landesunternehmen mit 8600 Beschäftigten zu ermitteln. Doch was hindert die Führung der Tirol Kliniken daran, die Bonus-Meldung ans Land großzügig auszulegen? Nicht unmaßgeblich dazu beigetragen haben dürfte, dass lange Zeit von Seiten des Landes im Raum gestanden ist, die Boni nicht direkt mit dem Land ab-, sondern zunächst dem Klinik-Budget anzurechnen. Ein Budget-Schmäh, der verworfen wurde. Den Abgang deckt ja ohnehin das Land. Und doch wäre die Optik für die seit Längerem unter Beobachtung stehenden Klinik-Finanzen fatal gewesen.
Für Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg, für Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (zuständig für Landesbeteiligungen) und für Landeshauptmann Günther Platter wäre es ein Leichtes, dieses unwürdige Bonus-Pingpong zwischen Landhaus und Tirol Kliniken zu beenden. Doch ihrem Applaus ist das große Schweigen gefolgt. Von wegen „Tirol hält z’amm“. Davon können die Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich der Klinik derzeit bestenfalls ein Lied singen.

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