TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Dienstag, 13. August 2019, von Peter Nindler: „„Kalter Krieg“ im Basistunnel“

Innsbruck (OTS) ÖBB und Italienische Staatsbahnen riskieren einen Kollateralschaden, sollten sie den österreichischen Tunnelvorstand Konrad Bergmeister opfern. Eigentlich sollten sie die schon seit Monaten anhaltende Blockadepolitik aufbrechen.

Das hat in der Transitdebatte jetzt gerade noch gefehlt: Der in Bau befindliche Brennerbasistunnel (BBT)versinkt in einem dunklen Loch von Intrigen und Führungsquerelen. Während bei Verkehrsökonomen keine Euphorie aufkommen mag, denn angesichts von zehn Milliarden Euro reiner Baukosten bezweifeln sie den Verlagerungseffekt des Schwerverkehrs auf die Schiene, ist der Tunnel das Aushängeschild für die Verkehrspolitik entlang der Brennerachse. Und Brüssel sonnt sich in dem von der EU mit rund 2,1 Milliarden Euro geförderten grenzüberschreitenden Bahnprojekt. Doch plötzlich soll mit Tunnelvorstand Konrad Bergmeister der Motor und die seit 2006 feste Größe des Vorhabens geopfert werden; weil man die Blockaden und den Machtrausch seines italienischen Vorstandskollegen Raffaele Zurlo satthat – ihn bisher aber nicht loswerden konnte. Deshalb müssen eben beide gehen.
Fürwahr eine österreichisch-italienische Lösung. Anders sei die Blockade jedoch nicht aufzulösen, rechtfertigen sich hingegen die Verantwortlichen. Ja geht’s noch? Obwoh­l seit Jahren Entscheidungen, Ausschreibungen und Rechnungen für Baulose in Tirol vom 50-Prozent-Tunnelpartner Italien blockiert, behindert und angezeigt, allerdings keine Konsequenzen gezogen wurden? Die Solidarität der italienischen Eigentümervertreter und Aufsichtsräte mit Zurlo siegte offensichtlich über die Vernunft und führte zum „Kalten Krieg“ im Brennerbasistunnel. Ein Wunder, dass bisher überhaupt 230 Tunnelkilometer für Probe-, Haupt- und Zufahrtsstollen ausgebrochen wurden. Wohl ein Verdienst Bergmeisters.
Sein Aus in einer höchst sensiblen Tunnel-Phase, in der es um notwendige Zulaufstrecken im Norden und Süden, die ohnehin holpern, sowie um verkehrspolitische Weichenstellungen geht, wäre ein Bauchfleck für die ÖBB und die Politik. Natürlich kann jeder ersetzt werden und rücken jetzt Betriebs- und Bahntechnik in den Vordergrund, doch Bergmeister ist mehr als nur ein Tunnelbauer. Als Netzwerker auf europäischer Ebene und charismatischer Diplomat hat er allen Widrigkeiten bzw. Einsparungen zum Trotz den Tunnel vorangetrieben. Und Bergmeister ist der wichtigste Verbündete der Landeshauptleute Günther Platter und Arno Kompatscher (Südtirol).
Italiens Staatsbahnen und die ÖBB riskieren deshalb einen Kollateralschaden, sollten sie Bergmeister abschießen, um den Verursacher des Tunneldesasters, den italienischen BBT- Vorstand Raffaele Zurlo, zu treffen. Außer das ist Teil einer erbärmlichen Regie des Unvermögens.

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