TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Dienstag, 13. Oktober 2020, von Mario Zenhäusern: „Fehler ja, aber kein Versagen“

Innsbruck (OTS) Die Expertenkommission zum Corona-Management in Ischgl listet eine Reihe von folgenschweren Fehleinschätzungen auf. Personelle Konsequenzen auf politischer Ebene wird der Bericht aber wohl nicht nach sich ziehen.

Der Bericht der Expertenkommission zur Untersuchung des Corona-Managements im Fall von Ischgl enthält viel Bekanntes. Er listet detailliert Fehler auf, die auf allen Ebenen gemacht wurden. Vor allem am Beginn der beispiellosen Krise. Ein völliges Versagen der Behörden vermochte Kommissionspräsident Ronald Rohrer aber nicht auszumachen. Fakt ist: Das Ausmaß der Pandemie hat viele Entscheidungsträger überfordert.
Die Experten räumen zwar ein, dass die Behörden oft unter großem Zeitdruck ein großes Arbeitspensum zu bewältigen hatten. Als Entschuldigung für die folgenschweren Fehleinschätzungen, vor allem im Bereich der zuständigen Bezirks­hauptmannschaft bzw. der Landessanitätsdirektion, ist das aber nicht zu werten. Allerdings, und hier entlastet der Bericht die Verantwortlichen, standen ihnen auch untaugliche gesetzliche Bestimmungen zur Verfügung. Deren Reparatur ist eine der dringenden Empfehlungen der Experten, die nun rasch umzusetzen ist.
Lob von den Experten bekommt LH Günther Platter. Seine Entscheidung, die Skisaison in Tirol vorzeitig zu beenden, sei richtig und angemessen gewesen. Mit der Erklärung, keine Anhaltspunkte für eine Beeinflussung Platters durch Vertreter der Tourismuswirtschaft gefunden zu haben, entgegnete Ronald Rohrer zudem Gerüchten, Platter hätte bewusst falsch oder zu spät entschieden, um die Wintersaison zu retten. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg spielt im Bericht lediglich eine Nebenrolle, wohingegen die falschen Einschätzungen der Landessanitätsdirektion beanstandet werden. Fragen wirft auch das Zögern des Ischgler Bürgermeisters Werner Kurz bei der Bekanntmachung der Einstellung des Liftbetriebs auf.
Viele Kritikpunkte drehen sich um die mangelhafte Kommunikation zwischen Bund – hier wird namentlich Bundeskanzler Sebastian Kurz genannt –, Land, Bezirks­hauptmannschaft, Landessanitätsdirektion und Gemeinde. Vieles hätte verhindert werden können, wenn die richtigen Personen rechtzeitig die notwendigen Informationen erhalten hätten. Genau das ist eine der Lehren aus der Krise: Kommunikation ist die halbe Miete.
Der Bericht der Expertenkommission zum Fall Ischgl deckt viele Schwächen auf und gibt Empfehlungen, wie im März gemachte Fehler künftig vermieden werden können. Eine Aufforderung zu personellen Konsequenzen auf politischer Ebene, wie von der Opposition gefordert, ist aus den insgesamt 287 Seiten aber definitiv nicht abzulesen.

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