TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Dienstag, 25. Juni 2019, von Florian Madl: „Es sah nur nach einem Triumph aus“

Innsbruck (OTS) Die Bekanntgabe eines Rekordsponsorvertrags konnte die Diskussion um die olympische Bewegung nicht beenden. Für die Winterspiele 2026 fanden sich endlich europäische Bewerber, für 2030 scheint die ewige Suche weiterzugehen.

Als gestern in Lausanne noch nicht einmal über den Schauplatz der Olympischen Winterspiele 2026 abgestimmt worden war, floss im Hauptquartier des IOC bereits Milch und damit auch Honig: Ein Rekordvertrag über jeweils drei Olympische Sommer- und Winterspiele spülte drei Milliarden Dollar in die Kassen der weltgrößten Sportinstitution und so manche Diskussion vorab vom Tisch. Dass ein chinesischer Milch-Konzern mit einer registrierten Niederlassung in der Steueroase Cayman Islands Geld auf den Tisch legt, mag eine Randnotiz sein. Aber sie befeuert die Skepsis derjeniger, die dem Internationalen Olympischen Komitee aufgrund historisch angehäufter Unzulänglichkeiten Misstrauen entgegenbringen. Ein weiterer Kniefall vor den Mächtigen dieser Welt, lautet die Kernbotschaft für Kritiker. Dass gestern Abend schließlich Stockholm und Mailand/Cortina um den Zuschlag für Winter-Olympia 2026 ritterten, feiert das IOC ebenfalls als Etappensieg. Dass zuvor Graubünden, Innsbruck, Sion, Calgary, Graz, Sapporo und das selbstbewusste türkische Erzurum erst gar nicht angetreten waren, vergisst man geflissentlich. Bei den Winterspielen in Pyeongchang (Südkorea/2018) wurden Journalisten zuvor seltene Termine mit IOC-Funktionären gewährt, um die Werbe­trommel zu rühren. Die Botschaft: Wir zahlen alles, eure Heimatländer müssten nur Winterspiele ausrichten und ökologisch möglichst vertretbar die Infrastruktur bereitstellen. Die Realität:
Wenn dann Felsen oder gar halbe Berge weichen sollten, müsste man darüber reden. Selbst dort, wo sich Olympische Winterspiele aufgrund von Tradition und bestehenden Sportstätten anbieten würden (Innsbruck), verlor die Bevölkerung den Glauben. Volksbefragungen brachten die Stimmungslage zum Ausdruck, nicht so in Schweden und Italien: Dort hatte man auf Referenden verzichtet.
Was also ist davon zu halten, dass sich das Internationale Olympische Komitee mit der Agenda 2020 einer Selbstbeschränkung verschrieb? Nicht viel, denn die olympische Sinnkrise könnte auswegloser nicht sein. Zu lange wurde im Kolonialherrenstil Gewinn gemacht, um Austragungsorte wie Athen oder Rio danach im Chaos versinken zu lassen. Organisatoren und selbstverliebte Funktionäre nutzten die Bühne, um sich nach Räumung der reichen Gabentische wieder zu verziehen. Ein Wortspiel: Verziehen wird dem IOC vorerst nichts.

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