TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Donnerstag, 23. August 2018, von Florian Madl: „Zwischen Färöer und Córdoba“

Innsbruck (OTS) Der österreichische Spitzensport wandelt auf einer Hochschaubahn der Gefühle. Gewachsene Strukturen fehlen, das neue Sportgesetz weist bereits zu Beginn Fragezeichen auf. Derzeit darf man auf nicht mehr als Einzelinitiativen hoffen.

Als die Reputation des österreichischen Sommersports nach den Olympischen Spielen 2012 (London) darniederlag, wurde Peter Schröcksnadel zur Allzweckwaffe umfunktioniert. Was der Mann anfasste, war schon im Skisport zu Gold geworden – und Gewicht hatte das Wort des Tirolers bis in höchste Regierungskreise. Dass der rüstige Präsident des Österreichischen Skiverbands zuvor schon Krisen überstanden (Doping­razzia Turin 2006) und den heimischen Sport von einem später verurteilten Funktionä­r (ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth) befreit hatte, trug das Übrige zur Ehrerbietung bei. Professionalität und Durchsetzungskraft musste man Schröcks­nadel zweifelsohne zuerkennen – doch war der im Sommersport vergleichsweise unerfahrene Mann wirklich die Antwort auf alle Fragen, die sich dort stellten? Konnte ein Alpin-Experte auch Beachvolleyball, Ringen und Rudern in richtige Bahnen lenken?
Die verzweifelte Suche nach einem starken Mann veranschaulicht die eigentliche Krise des österreichischen Spitzensports, der sich gefühlt zwischen Färöer-Debakel und Córdoba-Hochgefühl bewegt. Es sind keine gewachsenen Strukturen, die Förderinitiativen begleiten und Infrastrukturmaßnahmen vorantreiben, es sind in erster Linie Personen. So kann zuletzt auch der Wunsch von Österreichs Fußballpräsident Leo Windtner gedeutet werden, der ein Nationalstadion anstelle des in die Jahre gekommenen Happel-Stadions einfordert. Im Zuge der Fußball-Europameisterschaft 2008 wären Projekte wie dieses leichter umsetzbar gewesen, aber damals begnügte man sich mit kosmetischen Arbeiten am ehrwürdigen Oval. Ein langfristiger Plan sieht anders aus.
Auch die neue Sportförderung, nunmehr in einer Kapitalgesellschaft gebündelt, lässt viel von den ursprünglichen Forderungen vermissen. So manche personelle Besetzung wirft Fragen auf, die vom Rechnungshof in der Vergangenheit eingeforderte Transparenz in der Entscheidungsfindung lässt sich auf diesem Weg kaum garantieren.
Zu gerne orientiert sich Österreich im Sport an vergleichbaren Ländern wie Neuseeland, Schweden oder Kroatien. Das 4,2-Millionen-Einwohner-Land am Balkan bejubelt Fußball-Vizeweltmeister, Hochsprung-Medaillengewinner, Skistars. Und Österreichs Ruf begründen Einzelinitiativen der Marke Dominic Thiem (Tennis) oder Lukas Weißhaidinger (Diskus). Viel hat sich seit 2012 nicht getan.

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