TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Donnerstag, 26. November 2020, von Mario Zenhäusern: „Entbehrliche Zurufe“

Innsbruck (OTS) Die Öffnung der heimischen Skigebiete hängt einzig von der Entwicklung der Infektionszahlen in den nächsten Wochen ab. Die bayerischen Forderungen nach einem europaweiten Skiurlaubsverbot sind nicht mehr als ein Revanchefoul.

Das Verhältnis zwischen Tirol und Bayern war schon besser. Zwar haben die Ministerpräsidenten aus München die Tiroler Landeshauptleute selten bis gar nie als ebenbürtige Gegenüber betrachtet, es reichte meist nur für ein friedliches Nebeneinander. Aber selbst davon kann seit dem Amtsantritt von Markus Söder in der bayerischen Staatskanzlei keine Rede mehr sein. Ganz im Gegenteil, der CSU-Chef lässt keine Gelegenheit aus, um Tirol schlechtzumachen.
Zugegeben, die heimische Politik hat den mächtigen bayerischen Löwen in der jüngeren Vergangenheit ziemlich provoziert:
Lkw-Dosierampel oder Fahrverbote gegen den Ausweichverkehr waren in den Augen der Nachbarn im Norden gemeine Anschläge auf den freien Waren- und Personen- bzw. Urlaubsverkehr. Und die mit 1. Jänner in Kraft tretende Verschärfung des Lkw-Nachtfahrverbots wird wohl auch nicht zur Entspannung zwischen München und Innsbruck beitragen. Söder reagierte auf die seiner Meinung nach nicht gerechtfertigten Maßnahmen mit Aufrufen an seine Landsleute, vom Urlaub in Tirol bzw. Österreich abzusehen – mit wenig Erfolg, wie der Sommer 2019 gezeigt hat. Und er lässt nichts unversucht, um Ischgl, Tirol und den heimischen Wintertourismus als alleinige Verursacher der Corona-Pandemie, als Viren-Schleuder zu brandmarken. Dabei ignoriert er, dass eine unabhängige Untersuchungskommission die Fehler, die in Ischgl und andernorts unbestritten gemacht wurden, inzwischen aufgearbeitet und Änderungen vorgeschlagen hat, die nun sukzessive umgesetzt werden. Stattdessen unterstützt er den italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte, der Europas Skigebiete bis 10. Jänner geschlossen halten will, um neue Corona-Infektionen zu verhindern. Wie Conte drängt Söder auf ein europaweites Skiurlaubsverbot. Seine einfache Formel: „Keine Skilifte offen überall beziehungsweise kein Urlaub überall.“
Ganz abgesehen davon, dass die einzig gegen Tirol und Österreich gerichtete Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten in die Kategorie Revanchefoul einzuordnen ist: Die Verschiebung des Starts in die Wintersaison liegt in der alleinigen Verantwortung der Länder und kann von der EU gar nicht verordnet werden. Einzig von der Entwicklung der Infektionszahlen in den nächsten Wochen hängt es ab, ob Reisewarnungen wegfallen und Skilifte vor Weihnachten aufgesperrt werden – oder ob es zu gefährlich ist. Die Zurufe aus dem Norden und aus dem Süden sind deshalb entbehrlich.

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