TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Donnerstag, 7. Mai 2020, von Michael Sprenger: „Eine zweite Chance“

Innsbruck (OTS) SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner riskierte viel. Weil sie die zumeist männlichen Ego-Spielchen in ihrer Partei so satt hatte, wählte sie die Flucht nach vorne. Das Wagnis gelang. Und das hat ihr keiner zugetraut.

Mit ihrer Flucht nach vorne ging SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner ein hohes Risiko ein. Und es hat sich vorerst ausgezahlt. Allen Unkenrufen zum Trotz erzielte die Parteichefin ein überraschend klares Ergebnis.
Doch wie geht es nun weiter – ist Rendi-Wagner intern gestärkt? Wenn man sich die Aussagen der vergangenen Wochen von Parteigranden und Hinterbänklern vor Augen führt, die die Parteivorsitzende wissentlich beschädigt haben, kann die Antwort eigentlich nur ja lauten. Steht die SPÖ nach der Vertrauensabstimmung durch die Parteimitglieder besser da? Das wäre eine zu kühne Behauptung. Aber Rendi-Wagner könnte diese Abstimmung für sich und damit für die Partei nützen. Und was müsste sie tun? Die Vertrauensabstimmung ist für Rendi-Wagner eine zweite Chance für einen Neuanfang. Alles, was sie nach ihrer Wahl zur Parteivorsitzenden verabsäumt hat, nämlich Leadership zu zeigen, müsste sie jetzt unter Beweis stellen. Sie müsste zeigen, dass sie es kann. Sie hat mitunter jetzt einen klareren Blick. Anders als damals, am 24. November 2018. Denn nach Christian Kerns unsäglichem Abgang war Rendi-Wagner – auch mit einem Wahlergebnis von knapp 98 Prozent der Delegiertenstimmen – schlichtweg überfordert. Die Ärztin und politische Quereinsteigerin übernahm eine angeschlagene Partei, die mit der Oppositionsrolle nicht zurechtkam. Die SPÖ war orientierungslos. Und ihre Vorsitzende traute sich nicht, klare Kante zu zeigen. Dieser Zustand wurde mit dem Ibiza-Skandal und dem daraus folgenden Wahlkampf augenscheinlich. Rendi-Wagner vertraute nur ihren Einsagern, klammerte sich wie eine Ertrinkende an einen Beraterstab, der in erster Linie auf das eigene Überleben schielte. Die Parteizentrale wurde zur Wagenburg. Da muss Rendi-Wagner nun raus. Dafür braucht sie ein neues Team um sich. Dies alles dürfte Rendi-Wagner wissen, wenn sie die vergangenen Monate kritisch analysiert. Vor ihrer Flucht nach vorne sagte die SPÖ-Chefin: „Ich habe diese Postenschacherei und diese Ego-Spielchen so satt.“ Die Parteimitglieder sprachen ihr das Vertrauen aus. Jetzt muss sie daran gehen, sich selbst und der Partei ein Selbstbewusstsein und neuen Inhalt zu geben. Der Wiederaufbau der Republik nach der Pandemie könnte die Themenlage zugunsten der SPÖ verschieben. Dies auch gegen die Macht der Regierung zu nützen, ist kein einfaches Unterfangen. Rendi-Wagner zeigte aber, dass sie zumindest Steherqualitäten hat.

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