TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Freitag, 24. August 2018, von Philipp Schwartze: „Luftschlösser helfen gegen Hitze nicht“

Innsbruck (OTS) Durch die steigenden Temperaturen müssen Gebäude gegen Hitze gerüstet werden. Politik und Baubranche sind gefordert, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um das Wohnen im Sommer auch künftig noch erträglich zu machen.

Es gibt immer mehr heiße Tage, die Temperaturen steigen in den Städten ins Unerträgliche. In Innsbruck sind Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius fällt, zwar noch selten. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Stadt, wie diesen Sommer Wien (17 Tropennächte), regelmäßig kocht.
Nicht nur der Klimawandel und die ausufernde Versiegelung der Böden spielen eine Rolle. Der grassierende Bau von dunk­len Fassaden oder Vollverglasungen wird akzeptiert, teils gar gefeiert – dabei sorgt dieser Trend für den gefährlichen Hitzestau im Stadtgebiet. Ein Teufelskreis: Steigt die Temperatur in den Wohnungen und Büros an, werden mehr Klimageräte eingeschaltet, die zu höherem Stromverbrauch führen. Der Strom dafür kann aber irgendwann nicht mehr nur durch Energiequellen wie Photovoltaik gedeckt werden, treibt am Ende gar den Klimawandel voran. Daher ist Klimaschutz auch für das Eigenheim wichtig: Sonst wird es irgendwann nachts draußen nicht mehr kühl genug, um die Raumtemperatur durch Lüften zu regeln.
Es gilt auch über die eigene Stadtgrenze hinauszuschauen: Die Überhitzung trifft jetzt bereits südliche Länder. In vielen Teilen der Welt wird es unmöglich zu wohnen. Auch Städte wie Athen, Palermo oder Madrid stöhnen unter der Hitze, das Stadtleben kommt fast zum Erliegen.
Dabei ist es heute technisch möglich, so zu bauen, dass wenig Energie verlorengeht und die Wärme draußen bleibt. Doch Architekten und auch die auftraggebenden Bauherren dürfen nicht, wie es oft geschieht, um der künstlerischen Gestaltung willen der Hitze Tür und Tor öffnen und auf jeglichen Sachverstand verzichten. Wer in der Baubranche noch nicht erkannt hat, dass die Sommerhitze ein wichtiges Thema ist, arbeitet im falschen Job. Wer sich aber der Vermeidung oder Einsparung von Hitze verpflichtet, muss gefördert werden. Die Politik ist hier am Zug.
Bis 2050 energieautark sein zu wollen, ist ein schönes Tiroler Ziel. 4500 Passivhäuser, wie von einem Wohnbauträger in Innsbruck fertig gestellt, sind ein gutes Signal. Doch es muss bei jeder Baumaßnahme, ob Renovierung oder kompletter Neubau, die oberste Prämisse sein, Hitze im Haus und der Umgebung zu vermeiden. Es reicht nicht, nur auf die steigenden Temperaturen zu reagieren und nachzujustieren. Wer diese Baumaßnahmen verschläft, wird künftig vor lauter Hitze unter Schlaflosigkeit leiden. Doch es zählt jedes Grad, das eingespart werden kann. Denn es geht um das, was alle Menschen brauchen: ein lebenswertes Zuhause.

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