TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Freitag, 24. Juli 2020, von Peter Nindler: „Nervige Rechthaberei“

Innsbruck (OTS) Der WWF treibt die Tiroler Umweltpolitik seit Jahren vor sich her. Trotzdem hat die Naturschutzorganisation nicht die Umwelt-Bibel erfunden, weil sie notwendige Lebens- und Wirtschaftsrealitäten im Land rechthaberisch ausklammert.

Die Naturschutzorganisation WWF hat der heimischen Politik etwas voraus: Sie ist über die Grenzen hinaus international gut vernetzt und betreibt nachhaltiges Lobbying. Auch in der EU. Hier haben Tirols politische Verantwortungsträger meist das Nachsehen trotz des Euregio-Büros in Brüssel. Der Informationsfluss holpert, meist wird das Land von europäischen Entscheidungen kalt erwischt oder zumindest überrascht. Dem WWF nützt zugleich die mehr als nur in die Gänge gekommene Klima- und Umweltdebatte, um notwendige Veränderungsprozesse für ein nachhaltiges Wirtschaften entschlossen einzumahnen. Das heißt allerdings nicht, dass die NGO die Umwelt-Bibel erfunden hat. Mitnichten.
Manchmal stellt sich nämlich die Frage der Verhältnismäßigkeit der Moralpredigt. Denn vielfach stimmen die Lebenswelten des WWF nicht mit den Alltagsrealitäten überein. Zwei aktuelle Themen drängen sich da förmlich auf: der Umgang mit Wölfen im Alpenraum sowie der Ausbau der Wasserkraft. In der Energiefrage geht es allerdings nicht um das geplante Kraftwerk Kaunertal, das seit Jahren mehr Umweltfragen aufwirft als zufriedenstellende Antworten für die Energiewende liefert. Die aktuelle EU-Beschwerde des WWF gegen die Kraftwerksprojekte in Osttirol sind zwar legitim, aber ein Protest mit dem Kopf durch die Wand.
Neben dem Natur- benötigt es gerade in Osttirol einen Lebens- und Wirtschaftsraum. Die Ausweisung von Natura-2000-Gebieten und der Schutz der gesamten Isel waren ein Meilenstein für die Bewahrung der Gletscherflüsse, trotzdem darf notwendigen Entwicklungen nicht das Wasser abgegraben werden. Schließlich bewegen sie sich im zulässigen Rechtsregime der Behörden. Die Rüge des WWF („kurzsichtige Verfahrens- und Prüfungspraxis“) erinnert deshalb an ein reflexhaftes Verhalten.
Beim Wolf verhält es sich ähnlich: Die notorische Rechthaberei nervt, obwohl sie natürlich von der realitätsfremden EU-Politik gestützt wird. Der Herdenschutz ist illusorisch und aufgrund der Topographie Tirols eine unrealistische Methode, um das Problem mit den Schafsrissen in den Griff zu bekommen. Doch hier zeigt sich die Tiroler Politik mitsamt den Entscheidungsträgern auf Bundesebene erneut als zu schwach. Den Bauern wird ständig Sand in die Augen gestreut, statt endlich einmal europäische Allianzen für einen reduzierten Schutzstatus für den Wolf zu schmieden. Und unterm Strich hat der WWF wieder die Nase vorn. Auch europäisch.

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