TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Freitag, 27. März 2020, von Christian Jentsch: „Kampf gegen Corona muss Kriege stoppen“

Innsbruck (OTS) Trotz der Corona-Krise mit ihren weltweiten Verheerungen gehen die absurden Kriege in Syrien und im Jemen, welche humanitäre Katastrophen ausgelöst haben, weiter. Die Welt kann sich diesen Irrsinn nicht mehr leisten.

Die Welt wurde in den Krisenmodus gesetzt. Das öffentliche Leben ist großteils zum Erliegen gekommen, der Wirtschaft droht in Folge der drakonischen Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus der Totalabsturz. Viele Staatenlenker nützen die Gunst der Stunde, um sich nun als Kriegsherren im Kampf gegen das Virus aufzuspielen. Und das, nachdem – wie etwa in Großbritannien – das Gesundheits­system kaputtgespart wurde.
Nach nationalen Alleingängen zu Beginn der Krise wird nun allerdings vermehrt auch nach gemeinsamen Kraftanstrengungen gesucht, etwa beim gestrigen EU-Gipfel im Videoformat oder auch beim virtuellen Treffen der führenden Wirtschaftsmächte und Schwellenländer (G20) unter Vorsitz Saudi-Arabiens.
Apropos Saudi-Arabien: Das Königreich ist bei seinem südlichen Nachbarn Jemen in einen Krieg verwickelt, der die weltweit schlimmste humanitäre Krise ausgelöst hat. Nach fünf Jahren Gemetzel gleicht der Jemen, in dem sich Saudi-Arabien samt Verbündeten und der Iran einen blutigen Stellvertreterkrieg liefern, einem Trümmerfeld. Bereits über 230.000 Menschen sind bis Ende 2019 an den Folgen des Krieges gestorben – durch Gefechte und Bombenangriffe ebenso wie durch Hunger und eine Cholera-Epidemie. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Und ein Ende des Wahnsinns ist nicht in Sicht. Ebenso wie in Syrien, wo nach neun Jahren Krieg das Töten immer noch kein Ende gefunden hat.
Inmitten der Corona-Krise, in der die Welt insgesamt vor einem Gesundheitsnotstand steht, wird der Irrsinn der Kriege, sei es im Jemen oder in Syrien, immer offensichtlicher. Einem großflächigen Corona-Ausbruch in diesen Ländern wären die Menschen wohl hilflos ausgeliefert. Und: In den Konfliktregionen werden nicht nur von den unmittelbaren Kriegsparteien, sondern auch von den involvierten Regional- und Großmächten Unsummen investiert, um Tod, Elend und Verheerungen zu produzieren. Statt sich in teure Kriegsabenteuer zu stürzen, hätten etwa die Machthaber im Iran genug zu tun, um die Bevölkerung besser vor Corona zu schützen. Im Iran sind bereits über 2200 Menschen an Covid-19 gestorben, die Exil-Opposition spricht bereits von über 11.000 Toten. Aber auch der Westen steht in der Pflicht, so bleiben die USA klarer Spitzenreiter bei den Waffenexporten – gerade in den Nahen Osten, der in vergangenen Jahren massiv aufgerüstet wurde. Diese Kriege müssen gestoppt werden. Gerade jetzt. Im Kampf gegen Corona muss es andere Prioritäten geben.

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