TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Freitag, 9. Februar 2018, von Florian Madl: „Noch zwei Jahre olympische Schonzeit“

Innsbruck (OTS) - IOC-Präsident Thomas Bach lässt sich am Reformpapier Agenda 2020 messen. Der Countdown in eine neue Zeitrechnung wird mit den Winterspielen 2018 in Pyeongchang eingeläutet, wo noch Ausläufer des alten Olympias spürbar sind.

Das Internationale Olympische Komitee hat zuletzt genug Fett abbekommen. Zu Recht und bisweilen ermüdend für Beobachter. Die Antidopingpolitik schuf ein Entscheidungsvakuum, das nun im Schnellverfahren in einer Außenstelle des Internationalen Sportgerichtshofs in Südkorea geregelt werden soll. Die Lektion der Sommerspiele 2016 lernte man nicht, nun muss sich das IOC bei den Winterspielen 2018 abwatschen lassen und nachsitzen. Eine Handvoll verdächtiger Russen harrt dieses Urteils, das am Eröffnungstag getroffen werden soll. Eine Entscheidung, für die man seit Bekanntwerden 20 Monate Zeit hatte.
Politische Anfeindungen spart sich IOC-Präsident Thomas Bach dafür, diesmal steht ihm auch kein Autokrat an der Seite. Vielmehr punkten die Olympier mit einem Beitrag zum Weltfrieden, die Nord-/Südkorea-Achse wird begrüßt. Die Nachhaltigkeit darf angezweifelt werden: Ein gemeinsames Eishockey-Team und ein Orchester aus dem Land Kim Jong-uns können schließlich nicht kitten, was die Brüderstaaten seit 65 Jahren trennt. Tokio (Sommerspiele 2020) wird das IOC in politischer Hinsicht nicht beschäftigen, China (Winterspiele 2022) mit Brennpunkten wie Tibet, Taiwan und Hongkong schon eher.
Zumindest die kommenden zwei Wochen über soll in Pyeongchang und der wintersportinteressierten Weltöffentlichkeit der Glaube an eine Idee hochgehalten werden, die Ideale und Werte der Freundschaft und Völkerverständigung vertritt. Zwei Wochen der Medaillenfeiern und Plattformen der Selbstinszenierung, die vom Besucher im House Austria genauso genützt werden wie von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un im nahen Pjöngjang. Davor ist die olympische Bewegung, die sich gegen Werbebotschaften abseits des exklusiven Kreises der eigenen Sponsorenfamilie verwahrt, nicht gefeit. Das war sie auch in der Geschichte nie, die Boykott-Spiele 1980/1984 oder zuletzt Putins Spiele in Sotschi 2014 dokumentieren das hinlänglich.
Thomas Bach lässt sich an seiner Agenda 2020 messen, einem Reformpapier, das nach Antritt seiner Präsidentschaft (2013) die Richtung vorgab und ein fortschrittliches Olympia in Aussicht stellt. Eines, das den Austragungsländern beim Sparen hilft, das dem ausufernden Sportstättenbau Einhalt gebietet. Die anhaltende Bewerbungsphobie von Staaten mit höherem Demokratieverständnis führte der Deutsche bislang gerne auf Fehlentwicklungen in der Vergangenheit zurück, nun greift das Argument nicht mehr.

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