TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Geänderte Vorzeichen“, von Manfred Mitterwachauer

Ausgabe vom 31. Mai 2017

Innsbruck (OTS) - Die grüne Basis in Innsbruck hat mit der Abwahl Sonja Pitscheiders auch die eigene Regierungsmannschaft bloßgestellt. Durch die Kür Georg Willis zum Spitzenkandidaten für 2018 haben sich die Vorzeichen für alle Parteien geändert.

Politiker in Führungsposition haben es nicht leicht. Reinhold Mitterlehner und Eva Glawischnig wurden mürbe gemacht – bis der VP-Vizekanzler und die grüne Bundessprecherin entnervt die Arena verließen. Schier ohne Vorwarnung in die Polit-Pension geschickt wurde am Montag die Innsbrucker Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider. Mit 74 Prozent gab die grüne Basis dem Nationalratsabgeordneten Georg Willi den Vorzug für die Spitzenkandidatur bei der Gemeinderatswahl 2018. Fast der gesamte Klub war hinter Pitscheider gestanden. Daher kann Willis Kür – in dieser Deutlichkeit – auch als Misstrauensvotum der grünen Regierungsmannschaft gegenüber gesehen werden. Allen guten Umfragewerten der Innsbrucker Partei zum Trotz. Mit Willi geht die grüne Basis aufs Ganze: Sie will den Bürgermeistersessel erobern. Willi wird das zugetraut, Pitscheider nicht. Deshalb kann sie im April 2018 die Koffer packen. Und mit ihr wohl der halbe Gemeinderatsklub.
Die Kür Willis hat auch die Ausgangslage für alle anderen Parteien verändert. Allen voran für Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Ihre Für-Innsbruck-Bewegung schwächelt, zuletzt trat mit Herlinde Keuschnigg sogar eine Mandatarin aus dem FI-Klub aus. Nun will Willi die 1994 unter Herwig van Staa begonnene gelbe Regentschaft in Innsbruck zu einem Ende bringen. Der Stadt dürfte deshalb bis zur Wahl ein beinharter Zweikampf blühen. Einer, der den Rest der Parteienlandschaft vor veritable Probleme stellen dürfte. ÖVP und FPÖ werden sich auf die Hinterfüße stellen müssen, um die öffentliche Aufmerksamkeit von diesem Duell wegzulenken. Rudi Federspiel kann zwar eine wiedervereinte und im Aufwind befindliche FPÖ auf die Waagschale legen. Will er aber auch als Bürgermeisterkandidat reüssieren, müsste er sich neu erfinden. Die ÖVP hingegen muss befürchten, dass ein „bürgerlicher“ Willi – neben der einst abgespaltenen FI – verstärkt Wähler aus dem schwarzen Lager absaugen wird. Eine adäquate Antwort auf Oppitz-Plörer und Willi fehlt ihr bis dato aber für den Wahlkampf – noch steht die ÖVP ohne Spitzenkandidaten da. Ob indes Quereinsteigerin Irene Heisz für die SPÖ in diesen Machtkampf eingreifen kann, ist fraglich. Ihr Ziel muss eher sein, die Roten über der Zehn-Prozent-Marke zu halten.
Die Großparteien werden alles für die Schlacht um Innsbruck mobilisieren – auch in finanzieller Natur. Das könnte Neueinsteiger in die Stadtpolitik wie Liste Fritz, NEOS oder die vereinten Bürgerinitiativen eine Kandidatur überdenken lassen. Willis Kür hat eben die Vorzeichen für alle geändert.

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