TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Grenzenlos planlos“, von Peter Nindler

Ausgabe vom Mittwoch, 24. Februar 2021

Innsbruck (OTS) Wer derzeit von einer politischen oder europäischen Corona-Strategie spricht, verschluckt sich am Widerspruch. Grenz-schließungen, unverhältnismäßige nationale Schutzschirme, Ungleichbehandlung und Planlosigkeit mutieren beinahe täglich.

Grenzschließungen und Überlegungen für weitere Öffnungsschritte sind eigentlich ein ungleiches Paar. Der aktuelle Paarlauf zeigt jedoch, wie politisch ungeordnet mit der Corona-Pandemie in Europa umgegangen wird und wie weit verzweigt die Unschärfen sind. Sowohl was die Eindämmung der Virusverbreitung als auch das mutationsgesteuerte Spannungsfeld betrifft, das die infektiöseren britischen bzw. südafrikanischen Virusvarianten zuletzt aufgebaut haben.
Nationale Schutzschirme werden aufgespannt, die in sich selbst allerdings höchst widersprüchlich sind. Tirol wird wegen der zuerst in Südafrika festgestellten Mutation von Deutschland als Risikogebiet eingestuft, im Grenzgebiet zu Frankreich soll diese Vorgangsweise hingegen vermieden werden. Obwohl die französische Region Moselle ebenfalls Hunderte Verdachtsfälle aufweist. Doch die Grande Nation ist eben ein ganz anderes europäisches Kaliber als Tirol.
Das „Beschwerdebriefchen“ aus Brüssel wegen der unverhältnismäßigen deutschen Maßnahmen wie Durchreiseverbot oder Pendlerbeschränkung auf systemrelevante Berufe kommt in Berlin wohl rasch in die Rundablage. Beschränkt Tirol einmal den gesundheits- und umweltgefährdenden Transitverkehr auf der Brennerachse mit gelinderen und nachvollziehbaren Mitteln wie dem sektoralen Lkw-Fahrverbot, wird sofort die Drohkeule einer einstweiligen Verfügung geschwungen. So funktioniert eine zahnlose EU, die noch dazu in der Impfstoffbeschaffung vollkommen versagt hat.
Und innerösterreichisch? Testen ist Alltag geworden und wohl länger der Schlüssel für ein Stück Normalität. Dass es eine negative Covid-Bescheinigung bei der Ausreise aus Tirol benötigt, macht Sinn. Schütze dich, schütze andere, so einfach geht das. Nur: Bei der Testpflicht, die selbst von den Tiroler Grünen auch für die Infektions-Hochburgen in Oberkärnten verlangt wird, weicht Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) aus. Wie generell bei der vor allem in Ostösterreich weit verbreiteten britischen Mutation. Solange die Immunisierung durch eine Impfung den politischen Ankündigungen hinterherhechelt, werden die Virusmutationen weiterhin das Corona-Geschehen in Österreich dominieren. Andererseits unterstützt nicht einmal der Bund die sogar von seiner Beraterin und Virologin Dorothee von Laer vorgeschlagene Riegelimpfung im Bezirk Schwaz. Es gibt nämlich keinen zusätzlichen Impfstoff dafür.
So gesehen ist der ungleiche Paarlauf schlussendlich eine schwammige Umschreibung für Planlosigkeit.

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