TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Mittwoch, 29. Jänner 2020, von Gabriele Starck: „Panik ist ansteckender als dieses Virus“

Innsbruck (OTS) Der neue Erreger aus China muss vor allem von kranken und geschwächten Personen ferngehalten werden – so wie das Grippevirus auch, das tödlicher ist. Doch Influenza löst keine Panik aus, viele nehmen sie nicht einmal ernst.

Die Angst geht um – wieder einmal. 2002 war es SARS, zehn Jahre später MERS. Und jetzt beunruhigt das neue 2019-nCoV die Welt. An die beiden ersten Erreger denkt heute kaum jemand, wenn er Fieber, Husten oder sonstige Lungenbeschwerden bekommt. Dabei ist sich das Trio sehr ähnlich. Alle drei sind Coronaviren, die zunächst vom Tier auf den Menschen übertragen wurden und ihre Reise um die Welt erst antraten, als sie von Mensch zu Mensch weitergegeben wurden.
Unbekanntem zunächst mit Vorsicht zu begegnen, ist ein Überlebens­instinkt, sollte aber nicht in Angst oder gar Panik münden. Vielmehr ist genaues Hinschauen und rationales Denken gefragt. Genau das tun Forscher und Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt, seit das neue Virus die Tier-Mensch-Barriere und die Grenzen der chinesischen Stadt Wuhan überschritten hat. Entscheidend ist, die Weiterver- und Ausbreitung von 2019-nCoV – so gut wie möglich – zu begrenzen. Nicht weil das Virus eine hohe Sterblichkeit mit sich brächte oder ganze Nationen außer Gefecht setzen könnte. Im Gegenteil: Wissenschafter gehen davon aus, dass die Zahl der Infizierten in China um ein Vielfaches höher ist als bekannt. Einfach weil bei sehr vielen gar keine Symptome oder nur so schwache auftreten, dass ihnen gar nicht der Gedanke kommt, sie könnten betroffen sein. Umso schwieriger wird dadurch aber die Eindämmung. Auch wenn es kein hochansteckender und auch kein potenziell tödlicher Erreger ist: Menschen sind schon daran gestorben, weil sie durch Vorerkrankungen oder ihr Alter geschwächt waren. Je mehr Menschen das Virus in sich tragen, umso mehr Schwache werden angesteckt, umso mehr werden sterben. Abgesehen vom volkswirtschaftlichen Schaden, den Behandlung und Krankenstände bei einer Pandemie anrichten.
Deshalb haben Behörden angeordnet: Kontrollen an Flughäfen, Meldepflicht bei Verdachtsfällen, die Schutzmaßnahmen für Gesundheitspersonal sowie die Isolation jedes Infizierten und jedes Verdachtsfalls, bis Entwarnung gegeben wird. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Sinnvoller als die Apothekenbestände an Schutzmasken aufzukaufen, wäre es, sich reellere Risiken ins Gedächtnis zu rufen. SARS hatte weltweit knapp 800 Tote zu veranworten, bei der Influenza sind es jedes Jahr allein in Österreich mehr. Angst hat dennoch niemand, sie wird meist nicht einmal ernst genommen. Dabei könnte jeder Einzelne sogar Leben retten, wenn er sich impfen ließe, weil er dann jene nicht anstecken kann, für die Influenza lebensbedrohlich ist.

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