TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Mittwoch, 31. März 2021, von Max Ischia: „Unsere (Olympia-)Sieger, euer Doping“

Innbruck (OTS) Der scheidende ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel verteidigt seinen Verband angesichts der zahlreichen Dopingaffären. Realitätsverweigernd wird die Argumentation des 79-Jährigen, wenn ÖSV-Athleten bei Olympischen Spielen auffliegen.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Also sieht Peter Schröcksnadel trotz wiederkehrender Doping-Affären keinen Imageschaden für den Österreichischen Skiverband (ÖSV). Vielmehr brandmarkt der Gerechtigkeitsfanatiker jeden als Nestbeschmutzer, der sein Lebenswerk in ein schlechtes Licht rückt. Realitätsverweigernd wird die Argumentation des scheidenden ÖSV-Bosses immer dann, wenn ÖSV-Athleten bei Olympischen Spielen auffliegen. Wie 2002 in Salt Lake City, wie 2006 in Turin, wie 2014 in Sotschi.
Während der Spiele überführte Athleten seien, so der 79-Jährige, keine ÖSV-, sondern ÖOC-Athleten. Die Verantwortung liege also beim Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC). Eine Schuldzuweisung, die er am Montag auf ServusTV nicht zum ersten Mal erneuerte.
Rein formal betrachtet hat Schröcksnadel Recht – das war’s dann aber, schließlich nominiert allein der ÖSV seine Olympiakandidaten. Und wie stolz ist der Skiverband, wenn „seine“ Athleten den Olymp stürmen. Ganz abgesehen davon, dass Schröcksnadel 2006 ÖOC-Vizepräsident war und dieses Amt längst wieder bekleidet.
Zu seinem Turin-Spruch von 2006 („Austria is a too small country to make good doping“) stehe er bis heute hundertprozentig. Wenn dann, wie bei der Nordischen WM 2019 in Seefeld, ein ÖSV-Lang­läufer auf frischer Tat ertappt wird, mag das nicht nach systematischem Betrug, sondern Einzeldummheit aussehen.
Um’s klarzustellen: Schröcksnadel ist gegen Doping – und hat das in der Vergangenheit wiederholt bewiesen. Dass einer wie Langlauf-Trainer Walter Mayer einmal zu oft in der ÖSV-Historie in offizieller Mission aufgekreuzt ist, ist freilich einer dieser gerne zitierten Einzelfälle.
Losgelöst davon sind die Gesetzmäßigkeiten des Profisports ganz allgemein problembehaftet. Schröcksnadel steht einem der mächtigsten Sportverbände Österreichs vor, der sich vom Diktat der Leistung und Erfolgsorientierung nicht abnabeln lässt. Athleten, die gewisse Normen nicht erreichen, fliegen letztlich aus den Kadern, verlieren damit Förderungen, Sponsoren, vielleicht ihren Lebensunterhalt. Das ist weniger verwerflich als eines von vielen Gesetzen des Spitzensports. Dass dabei der eine oder andere in Versuchung gerät, mit unerlaubten Mitteln nachzuhelfen, ist vielfach bestätigte Realität. Und von der kann sich auch ein Peter Schröcksnadel nicht lossagen.

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