TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Montag, 13. August 2018, von Gabriele Starck: „Fürs Hitzesudern ist es zu spät“

Innsbruck (OTS) Beim Klimawandel geht es in Tirol nicht nur um den Schnee im Winter. Unmittelbarer wirkt sich die Intensität und Verteilung des Niederschlags abseits der kalten Jahreszeit aus – von Dürre, Muren bis hin zur Absiedlung irgendwann.

Herr und Frau Österreicher sind wieder sie selbst. Nach dem Wochenende mit Temperaturen unter 30 Grad ist der Wettlauf um den Platz unter der Dusche beendet, die Schweißbächlein sind verdunstet, die Wohnungen heruntergekühlt. Das Hitzesudern ist verstummt.
Alles gut? Von wegen. Der Sommer ist noch nicht zu Ende, und der goldene Herbst garantiert vielleicht kühlere Abende, mehr aber auch nicht. Denn das mit den Jahreszeiten ist so eine Sache: Immerhin brachte schon der April Temperaturen, die 4,6 Grad über dem langjährigen Mittel lagen. Ist halt ein außergewöhnliches Jahr? Nein, es ist inzwischen ein gewöhnliches.
2017 war der viertwärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen, 2015 gab es den zweitwärmsten Sommer seit Messbeginn. Und 2014 war überhaupt das wärmste Jahr. Die Reihe lässt sich fortsetzen – die Daten zeigen steigende Temperaturkurven in einer in der Erdgeschichte noch nie da gewesenen Geschwindigkeit.
Na und? Was ist gegen schöne Sommer einzuwenden? Nichts, doch die Temperatur beeinflusst das komplexe Klimasystem. Es geht nicht nur um die Erwärmung, abschmelzendes Eis an den Polen und versinkende Südseeinseln. Es geht – um nur ein Beispiel zu nennen – auch um Niederschlagsverteilung und -intensität. Deren Auswirkungen bekommt Mitteleuropa, Österreich, ja Tirol direkt zu spüren.
Es geht aber auch nicht nur um den Winter und drohenden Schneemangel. Viel unmittelbarer ist ausbleibender Niederschlag abseits der kalten Jahreszeit. In Deutschland war es zwischen April und Juli so trocken wie noch nie, aber auch Nordtirol hatte ein äußerst niederschlagsarmes Frühjahr. Diese Dürren belasten nicht nur die Ökosysteme, sie minimieren bzw. vernichten auch landwirtschaftliche Erträge. Die Preise für Nahrungsmittel steigen. Ebenso steigt die Zahl der Unwetter, deren Starkniederschläge in Form von Muren und Erdrutschen ins Tal donnern. Die herkömmlichen Dimensionen für Verbauungen reichen nicht mehr aus. Einst 50- oder 100-jährliche Ereignisse können alle paar Jahre wiederkehren. Sind dann die explodierenden Kosten für den Schutz der Infrastruktur für den Steuerzahler noch zumut­bar oder ist es eher die Absiedlung der Menschen, die in den Tälern leben?
Aber so wie die ärgste Hitze vorübergeht, ist auch der Klimawandel schnell wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden – bis zur nächs­ten Wetterkapriole. Das dauert zwar nicht lange, aber leider immer noch lange genug, dass niemand zu handeln beginnt.

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