TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Montag, 26. Juni 2017, von Gabriele Starck: „Den Grünen fehlt’s an Ecken und Kanten“

Innsbruck (OTS) - Die österreichischen Grünen drohen im Dreikampf Kern, Kurz, Strache aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verschwinden. Dass sie nun noch den letzten Unbequemen, Peter Pilz, eliminiert haben, wird dazu beitragen.

Mehr Mut, keine Angst! Was Ingrid Felipe gestern in Linz als grünes Wahlmotiv für die Österreicherinnen und Österreicher am 15. Oktober angeboten hat, sollte wohl auch die Partei selbst aufrichten. Auch wenn Angst nicht angebracht sein mag, Sorgen müssen sich die Grünen im Hinblick auf die Nationalratswahl sehr wohl machen. Das mediale Interesse fokussiert sich schon jetzt auf Kurz und Kern und darauf, welcher der beiden Ks wohl nach der Abstimmung mit den Freiheitlichen in eine Regierung geht. Dies wird sich bis zur Wahl und etliche Wochen darüber hinaus nicht ändern. Die Grünen – wie auch die NEOS – drohen in dieser Konstellation unterzugehen. Das wissen sie.
Die Grünen hätten durchaus Inhalte, die mehr Menschen ansprächen als die in Umfragen derzeit ausgewiesenen acht Prozent. Doch welchen Stellenwert diese Inhalte bei der Wahlentscheidung haben, ist damit noch nicht gesagt. Um gehört zu werden, müssten die Grünen in den kommenden Monaten laut und kämpferisch sein. Um gehört zu werden, müssten sie provozieren und Debatten abseits von Rot-Schwarz-Blau anzetteln. Um überzeugen zu können, werden sie glaubhafter auftreten müssen als die anderen.
Die Weichen, die die Grünen gestern in Linz gestellt haben, lassen zumindest auf laut und provokant nicht hoffen. Vielmehr wirkt alles ein wenig zu rund. Zum einen stehen an der Spitze mit Ingrid Felipe und Ulrike Lunacek zwei Frauen, die das breite Spektrum der Grün-SympathisantInnen abdecken sollen. Von den ökobewussten Realos auf der einen bis hin zu den linksintellektuellen Stadt-Fundis auf der anderen Seite können die meisten zwar mit einer der beiden Frontfrauen gut leben, eine klare Ansage ist das jedoch nicht.
Zu rund macht die Partei auch der leider schon altbekannte Umgang mit ihren Unbequemen – als vergangene Beispiele seien Johannes Voggenhuber oder zuletzt die Jungen Grünen genannt. Es mag verständlich sein, dass viele Grüne aufatmen, „die Kretzn“ Peter Pilz los zu sein. Doch nach außen ist das Signal fatal. Peter Pilz ist ein Streitbarer, einer, der sich verbeißt, wenn er Korruption und Freunderlwirtschaft wittert. Und der sich so österreichweit einen Ruf als unbestechlicher Aufdecker erarbeitet hat. Warum will eine Partei auf so jemanden verzichten – gerade in Zeiten, wo sich alles auf den Dreikampf dreier Machtmenschen konzentriert? So ist alles noch ein Stück befriedeter und netter geworden bei den Grünen. Für einen Richtungswahlkampf, wie ihn die Grünen ausrufen, ist das zu wenig.

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