TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Montag, 7. Mai 2018, von Mario Zenhäusern: „Grüner Sieg, gelb-schwarze Tristesse“

Innsbruck (OTS) Die Grünen jubeln, obwohl sie wenig zum Sieg von Georg Willi bei den Innsbrucker Bürgermeisterwahlen beigetragen haben. Bei Für Innsbruck und ÖVP dürfte die herbe Niederlage endlich für das Ende der Parteispaltung sorgen.

Es gibt tatsächlich Schlimmeres, als an seinem 59. Geburtstag zum ersten grünen Bürgermeister Österreichs gewählt zu werden. Georg Willi ist das ges­tern gelungen. Der in Innsbruck vielfach als „Bürgerlicher“ empfundene Vertreter realpolitischer Positionen im Lager der Öko-Partei nützte die Wechselstimmung in der Stadt, um Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer aus dem Sattel zu heben. Normalerweise hat der Erfolg viele Väter, Georg Willi gehört er ganz allein. Seine eigenen Parteifreunde haben ihm in den Wochen vor der Wahl das Leben nach Kräften schwer gemacht, von grüner Einheit war lange Zeit wenig zu spüren. Außerdem stand ihm in der Stichwahl mit Amtsinhaberin Oppitz-Plörer eine gewiefte Kommunalpolitikerin gegenüber, die noch dazu auf die Stimmen des konservativen Lagers hoffen durfte. Aber die Rechnung der Bürgermeisterin ging nicht auf. Nach etlichen umstrittenen Entscheidungen und einer Politik, die viele als Drüberfahren empfanden, war sie für einen Großteil der FPÖ-und auch für zahlreiche ÖVP-Sympathisanten nicht erste Wahl. Die erneut schwache Wahlbeteiligung ist ein Indiz dafür, dass diese Wählerinnen und Wähler zu einem großen Teil zuhause blieben.
Der neue erste Bürger der Tiroler Landeshauptstadt muss nun so schnell wie möglich darangehen, eine Regierung zu bilden. Kein leichtes Unterfangen, steht ihm doch eine bürgerliche Mehrheit aus FPÖ, Für Innsbruck und ÖVP/Seniorenbund sowohl im Stadtsenat als auch im Gemeinderat gegenüber. Willi wird also zumindest seiner Vorgängerin Oppitz-Plörer bzw. ihrer Liste und wohl auch der ÖVP Zugeständnisse machen (müssen), um sie zur Zusammenarbeit zu motivieren. Eine Regierungskoalition mit der FPÖ unter Rudi Federspiel hat er schon im Vorfeld kategorisch ausgeschlossen.
Nur prinzipiell möglich ist, dass sich das konservative Lager in der Landeshauptstadt gegen Willi verbündet und ihm so das Regieren schwer macht. Prinzipiell deshalb, weil das ÖVP-Chef LH Günther Platter kaum dulden wird. Der hat gerade die schwarz-grüne Zusammenarbeit auf Landesebene verlängert und braucht jetzt keine Querschüsse aus Innsbruck. Vielmehr wird er darauf drängen, dass endlich ein Schlussstrich unter die Innsbrucker Parteispaltung gezogen wird. Die ÖVP und die einst aus ihr hervorgegangene Liste Für Innsbruck verloren bei der Gemeinderatswahl fast 15 Prozent der Stimmen, jetzt ist auch noch das Bürgermeisteramt weg. Das dürfte Anlass genug für einen gemeinsamen Neustart sein.

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