TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Öffnungen als Ritt auf der Rasierklinge“, von Alois Vahrner

Ausgabe vom Samstag, 27. Februar 2021

Innsbruck (OTS) Die Forderung von Wirtschaft und immer größerer Teile der Bevölkerung nach weiteren Corona-Lockerungen Mitte März wird immer lauter, laut Experten geben die steigenden Infektionszahlen solche aber noch nicht her.

Seit einem Jahr müssen wir alle im Zeichen von Corona Einschränkungen früher selbstverständlicher Freiheiten hinnehmen. Abstandhalten, Maskentragen, weniger Kontakte, derzeit keine Veranstaltungen, kein Besuch von Restaurants, Theatern, Kinos oder Sportplätzen. Dass alle endlich wieder Normalität herbeisehnen, ist nur zu verständlich.
Dieser dringende Wunsch gilt umso mehr für all jene Wirtschaftsbereiche, wie die Gastronomie und die Hotellerie sowie weite Teile der Kultur, die mit Zwangssperren in den Lockdowns für insgesamt bereits sechs Monate in ein künstliches Koma versetzt wurden. Schlicht unvorstellbar war es, dass wie heuer wohl eine zumindest fast komplette Tourismus-Wintersaison einfach gestrichen wird.
Wirtschaft, Kultur und Sport rufen nach Lockerungen, wie sie etwa im Handel oder in den Schulen bereits passiert sind – und sie alle haben dafür auch entsprechende Corona-Konzepte vorgelegt, vor allem auch mit umfassenden Covid-Tests quasi als Eintrittskarte. Beim jüngsten Öffnungs-Gipfel in Wien wurde der Druck auf die Politik nochmals spürbar erhöht.
Übers Wochenende wird die Entscheidung über die weitere Vorgangsweise fallen. Der Regierung steht dabei ein Spagat bevor. Hier der Druck für Öffnungen nicht nur wegen des frühlingshaften Wetters, sondern vor allem angesichts der massiven wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Lockdowns. Dort aber die nicht wie gewünscht gesunkenen, sondern zuletzt wieder deutlich gestiegenen Infektionszahlen, die laut Virologen eher eine Verschärfung denn eine Lockerung erfordern würden. Verschärft wird die Lage durch die sich ausbreitende britische Virus-Mutation und die als noch gefährlicher eingeschätzte südafrikanische Virus-Mutation, wegen der gerade Tirol erneut unter extremer internationaler Beobachtung steht. Wird geöffnet und die Zahlen steigen weiter, dann rückt das Ende etwa der deutschen Reisewarnungen wohl in sehr weite Ferne.
Im Moment hat Österreich anders als im Herbst die Situation in den Krankenhäusern und auf den dortigen Intensivstationen sicher im Griff. Dazu wird in Österreich extrem viel getestet – zuletzt waren es wöchentlich schon 2,8 Millionen Tests. Auf Dauer sollte das, und dann hoffentlich bald auch massenhafte Impfungen, stärker wirken als ein Lockdown. Laut einem führenden deutschen Virologen ist bei Corona das rettende Ufer in Sicht, zuvor drohe aber noch eine dritte Welle. Diese Sorge wird wohl dazu führen, dass Türkis-Grün die ersehnten Öffnungen noch um wenige Wochen aufschieben wird.

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