TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Samstag, 9. Februar 2019, von Peter Nindler: „Starker, schwacher Zangerl“

Innsbruck (OTS) Die historisch niedrigste Wahlbeteiligung dämpft den erwarteten Wahlsieg von Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl. Er hat gewonnen, aber die Interessenvertretung verloren. Das schwächt auch die schwarze Westachse gegen Wien.

Erwin Zangerl hat gewonnen und dennoch verloren. Alles andere als ein – wenn auch mit kleinen Verlusten – klarer Wahlsieg des Tiroler Arbeiterkammerpräsidenten hätte nämlich ein Erdbeben in der heimischen Politlandschaft ausgelöst. Zu sehr verkörpert der ÖVP-Politiker hierzulande in Personalunion die AK, zugleich verfügt kein anderer Interessenvertreter über eine so ausgereifte Öffentlichkeitsarbeit wie Zangerl. Und natürlich über Geld. Der allgegenwärtige Amtsbonus („Mit uns seids auf der sicheren Seite“) ist sein bestes Marketing.
Bei der Wahlbeteiligung hat er allerdings nicht gezogen. 20 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren haben gewählt. Wobei gerad­e das Engagement an der Wahlurne wertvoller gewesen wäre als jeder zusätzliche Pendelschlag über 60 Prozent. Schließlich zählt Zangerl zu den schärfsten Kritikern der türkis-blauen Bundesregierung und ihrer Reformen bei den Sozialversicherungen oder der Arbeitszeitflexibilisierung.
Wo bleibt der Aufschrei der Tiroler Arbeitnehmer, wenn 66 Prozent zu Hause bleiben? Trifft Zangerl mit seiner ständigen Missbilligung überhaupt den Nerv seiner Mitglieder, weil die Betroffenheit über die Regierungsbeschlüsse vielleicht gar nicht so groß ist? Natürlich gibt es die Institutionenkrise mit der um sich greifenden Politikverdrossenheit, die sich vor allem in der Abkehr vom hart erkämpften Wahlrecht niederschlägt. Auch in den Kammern. Aber um die Interessenvertretung geht es mehr denn je. Türkis-Blau wälzt schon längst Pläne, die Pflichtbeiträge um 0,1 Prozent zu reduzieren. Die geringe Wahlbeteiligung spielt der Bundesregierung in die Hände, die Solidarisierungswelle mit Zangerl an der Wahlurne ist ausgeblieben. Trotz der Bestnoten für die Interssenvertretung und der Sozialpartnerschaft in allen Umfragen.
In der Kammer gestärkt und als sozialer Schwarzer im bundespolitischen Kräfteparallelogramm geschwächt, geht Zangerl aus den Wahlen hervor. In der Zusammenschau mit Vorarlberg, wo die Christgewerkschafter noch dazu die absolute Mehrheit verloren haben, ein herber Dämpfer für die zwei schwarzen Kammerpräsidenten und die aufmüpfige Westachse. Dass für die Freiheitlichen in der Arbeitnehmervertretung die Bäume nicht in den Himmel wachsen, mag ein schwacher Trost sein. Wie auch das positive Abschneiden der im Anti-Regierungsgeist verbundenden sozial­demokratischen Gewerkschafter.
„So sehen Sieger aus“ trifft diesmal nur bedingt auf Erwin Zangerl zu. Denn so wenige Pflichtmitglieder wie nie zuvor stärkten der Kammer den Rücken.

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