TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Schwarz ist anders – auch schwieriger“, von Peter Nindler

Ausgabe vom Donnerstag, 18. Juli 2019

Innsbruck (OTS) Die Eigendynamik in der Tiroler VP widerspricht nicht selten der gleichförmigen Ausrichtung von Türkis. Das musste Wirtschaftsbündler Josef Lettenbichler zur Kenntnis nehmen und dass der Bauernbund gern auf dem schwarzen Klavier spielt.

Politik ist kein Kindergeburtstag und der Bauernbund in der Tiroler Volkspartei weiterhin eine bestimmende Kraft. Kommt es darauf an, laufen die Funktionäre auf Knopfdruck und bringen der Volkspartei Stimmen. Dass Andrä Rupprechter vor zwei Jahren mit 13.000 Vorzugsstimmen dennoch als Landwirtschaftsminister abmontiert wurde, haben die Bauern den Türkisen in Wien nicht verziehen. Sebastian Kurz hin, Türkis her: Dem Tiroler Bauernbund ist schließlich das Hemd näher als der Rock.
Mit Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger schickt er noch dazu ein Kaliber für ein Direktmandat im Unterland ins Rennen. Hechenberger benötigt keinen großen Vorzugsstimmenwahlkampf: Die bäuerliche Welt rennt nicht nur, sie rückt notfalls auch zusammen. Natürlich war das eine Kampfansage an den Wirtschaftsbündler Josef Lettenbichler, der sich vorerst im Windschatten einer durchdeklinierten Sebastian-Kurz-Wahlkampfmaschinerie sicher gefühlt hatte. Lettenbichler zieht jetzt zurück und die Tiroler Volkspartei hat nach dem Wickel mit dem Arbeitnehmerbund den nächsten Schlamassel am Hals. Trotzdem: Der nette Nationalrat Josef Lettenbichler ist weit davon entfernt, ein innerparteiliches Zugpferd für massenhaften Zustrom zu sein.
Deshalb üben sich die Parteigranden in Gelassenheit, der ansonsten so wortgewaltige Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl bedauert lediglich, dass Lettenbichler ein sicheres Mandat „weggeschmissen“ hat. Zugleich durchbricht die Partei mit der für Lettenbichler nachrückenden Arbeitnehmer-Kandidatin den von AAB-Chefin Beate Palfrader verkündeten Wahlkampfboykott. Insgesamt gewinnt die Partei, obwohl Lettenbichler verliert. Win-win-Situation könnte man gemeinhin meinen.
In der Bundes-ÖVP wird das naturgemäß anders gesehen. Bei Lettenbichler wussten die Türkisen, woran sie sind, jetzt ist plötzlich alles anders. Darauf hat Lettenbichler aus seiner Sicht zu Recht vertraut. Vertrauen in der Politik ist das eine, die politische Realität jedoch das andere. Natürlich würde ÖVP-Chef und Landeshauptmann Günther Platter liebend gern auf solche innerparteilichen Kalamitäten verzichten. Aus der Balance werfen sie ihn jedoch nicht. Bei nächster Gelegenheit muss Platter lediglich darauf achten, dass die Bauernbund-Bäume nicht zu sehr in den Himmel wachsen und er sie gegebenenfalls wieder zurückstutzen muss. Damit die Partei nicht in Wallnöfer-Zeiten zurückfällt und zum Klavier des Bauernbundes wird.

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