TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „SOS von der Psyche“, von Karin Leitner, Ausgabe vom Sonntag, 27. September 2020

Trotz aller inhaltlicher Differenzen: Schändlich ist der Versuch von Politikern, aus der Krise für sich Kapital zu schlagen.

Innsbruck (OTS) Viel zu wenig sind Politiker bis dato auf die seelischen Nöte eingegangen, die immer mehr Menschen ob der Pandemie haben.

Seit Monaten sitzen Bürger weltweit in einem Newsroom, in dem es nur schlechte Nachrichten gibt. Immer mehr Leute sind mit dem Coronavirus infiziert, immer mehr Firmen sind pleite, immer mehr Arbeitnehmer verlieren den Job. Negatives im Minutentakt, die Belastungen, der Alarmismus wirken auch auf die Seele. Immer mehr Menschen haben psychische Probleme, die Zahl der Depressiven, jener mit Angststörungen steigt, wie Studien zeigen. Kaum sind politisch Verantwortliche bis dato darauf eingegangen – obwohl Experten seit Längerem darauf verweisen. Der Lockdown hat vielen zugesetzt, etliche waren in Schockstarre, auf die Seele wirkt die Abschottung zeitverzögert; noch lange werden die Auswirkungen zu spüren sein – auch weil kein Ende der Pandemie in Sicht ist. Menschen sind soziale Wesen, sie brauchen Nähe. Isolation und Abstand auf Dauer machen krank. Jugendschützer befinden zu Recht: „Man darf eine erfolgreiche Politik nicht allein daran messen, ob es einen CoV-Fall weniger oder mehr gibt.“ Zu fragen gelte es: „Wie geht es den Kindern und Jugendlichen längerfristig?“ Umso verwerflicher ist der Versuch von Politikern, aus der Lage der Leidenden Kapital für sich zu schlagen. Leute, die ihre berufliche Existenz verloren haben und wegen finanzieller Nöte nicht schlafen können, brauchen nicht Hickhack, sondern Hilfe. Im Vorfeld der Wahl auf Wien verbal hinzuhauen, wie das ÖVPler tun, ist einfach, aber unredlich – weil in einer Millionen-Stadt die Situation eine andere ist als in einem Dorf. Trotz inhaltlicher Differenzen sollte es angesichts der Krise zumindest einen Minimalkonsens geben – jenen, die Schäden aller Art für die Gesellschaft möglichst klein zu halten. Darauf ist die Energie der Vertreter aller Parteien zu verwenden. Nur darauf.

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