TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Starren auf die vierte Welle“, Ausgabe vom 19. August 2021 von Wolfgang Sablatnig.

Innsbruck (OTS) Die Zahl der Corona-Infektionen steigt wieder, es liegen wieder mehr Menschen im Spital und auf der Intensivstation. Und wieder scheuen Gesundheitsminister und Regierung klare Ansagen. Gewonnen ist damit nichts.

Wir hätten es uns alle anders gewünscht. Freunde der Impfung und Skeptiker, Corona-Leugner und Mahner, Genesene und jene, die dem Virus bisher ausgekommen sind. Die Zahlen sprechen aber eine klare Sprache: Die vierte Welle ist da. Weniger klar ist die Sprache der Politik. Es sei zu früh, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Sonntag – er meinte die Debatte, ob manche Bereiche nur noch für geimpfte Personen offenstehen sollten. Vielleicht im Oktober, sagte er am Dienstag.
Und als Nächstes? Aus dem Bundeskanzleramt, das bei den Corona-Maßnahmen immer ein gewichtiges Wort mitredet, ist gleich gar nichts zu hören. Wir stehen wieder dort, wo wir im Spätsommer vor einem Jahr waren, und später vor den Wellen Nummer zwei und drei: Wir wissen, dass sich die Lage verschlechtert. Wir rechnen mit Verschärfungen. Aber wir wissen es nicht genau. Denn jene, die für die Maßnahmen zuständig sind, scheinen auf die Welle zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange. Nach vielen Monaten Pandemie fällt es den Politikerinnen und Politikern noch immer schwer, Wahrheiten auszusprechen.
Zuwarten macht die Sache aber nicht besser. Gestern legte Mückstein die Neuauflage der Corona-Verordnung vor. Änderungen an den bestehenden Maßnahmen gibt es vorerst nicht. Wieder geht wertvolle Zeit verloren.
Zuwarten hat nur einen Effekt: Die Politik kann sich vor Entscheidungen drücken. An erster Stelle steht da die Frage, ob geimpfte Personen Vorteile genießen dürfen und die anderen Nachteile in Kauf nehmen müssen. Vieles spricht dafür, nur noch auf die Impfung zu setzen statt der bekannten 3 G. Und die Tests: Weiterhin gratis? Oder angesichts der Impfmöglichkeit nicht mehr ganz? Beides ist möglich. Gefragt wäre Klarheit.
Hilfreich für diese Entscheidungen und deren Begründung wären auch Zahlen, die Auskunft darüber geben, wie viele Geimpfte tatsächlich an Corona erkranken und wie es mit den Nebenwirkungen ausschaut. Noch sind die nötigen Datenregister aber nicht miteinander verknüpft. „Wir sind dabei, daran zu arbeiten“, sagte Mückstein zuletzt. Und was haben seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bisher gemacht? Die Pandemie begann nicht erst gestern.
Vielleicht ist es die Sorge, dass die gute spätsommerliche Stimmung kippen könnte. Im Moment läuft es doch so gut. Viele Menschen fühlen sich wieder frei, die Gäste sind wieder da, die Wirtschaft läuft. Das Erwachen wird aber umso schmerzlicher, je länger die Ungewissheit andauert.

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