TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Viel Luft nach oben“, von Mario Zenhäusern

Ausgabe vom Freitag, 23. Oktober 2020

Innsbruck (OTS) Bei den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie stottert der türkis-grüne Regierungsmotor plötzlich: Viele Maßnahmen sind richtig, einige völlig unverständlich und eine kommt um Monate zu spät.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus geht regelrecht durch die Decke. Rund um Österreich und auch in Österreich selbst übertrifft ein Rekordwert den nächsten. Unabhängig davon, dass die Neuinfektionen noch wenig über den tatsächlichen Grad der Gefährdung in einem Land aussagen: Die Entwicklung ist Besorgnis erregend, weil parallel dazu die Zahl der Hospitalisierungen und jene der Menschen, die einer intensivmedizinischen Behandlung bedürfen, ebenfalls in die Höhe schnellt. Und weil die weitere Virusausbreitung auch durch restriktive Maßnahmen nicht gestoppt werden kann, wie sie zum Schluss Länder wie Großbritannien, die Niederlande oder Tschechien – um nur drei zu nennen – ergriffen haben.
In Österreich versucht die türkis-grüne Bundesregierung, das wie ein Damoklesschwert über uns allen schwebende völlige Herunterfahren des Lebens im Land mit einem Bündel an Maßnahmen zu verhindern. Die entsprechenden Verordnungen gewinnen mit jeder Zunahme bei den Neuinfektionen an Schärfe. Ausweitung der Maskenpflicht oder verpflichtende Registrierung in Gaststätten, Restaurants oder Cafés sind wichtig und richtig – und werden von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung weitgehend akzeptiert.
Von den Einschränkungen im Schulbereich sowie den unterschiedlichen Sperrstundenregelungen kann das niemand behaupten. Hier herrscht ein undurchsichtiger Wildwuchs, ausgelöst durch ein unnötiges Kompetenzgerangel zwischen Bund und Land. Unverständlich ist auch, warum die Bundesregierung erst in der Vorwoche ankündigte, sich um den Schutz der älteren Bevölkerung kümmern zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits zahlreiche Infektionsherde in Senioren- und Pflegeheimen bekannt. Außerdem hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober gebetsmühlenartig davor gewarnt, dass spätestens zu Beginn der kalten Jahreszeit mit einer Zunahme der Atemwegserkrankungen zu rechnen sei, was in Verbindung mit dem Coronavirus vor allem für ältere Menschen lebensbedrohlich ist. Anschober und seine Kollegen in der Regierung müssen sich deshalb vorwerfen lassen, den Sommer nicht genützt zu haben, um für den Schutz der älteren Semester und des sie betreuenden Personals oder für die Aufrechterhaltung eines möglichst regulären Schulbetriebs zu sorgen.
Die Corona-Welle im Frühjahr hat die Regierung erfolgreich gemeistert. Im Kampf gegen die ak­tu­el­le Bedrohung ist noch viel Luft nach oben.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen