Der Streit um den Kostenersatz zum Pflegeregress zeigt, dass der Notstand Pflege sich mittlerweile zum Super-GAU zuspitzt.
Innsbruck (OTS) - Wenn jemand ins Altenheim kommt, darf sich der Staat das Vermögen nicht holen, um den Aufenthalt zu finanzieren. Das gilt seit heuer. Grundsätzlich für Betroffene eine gute Sache. Schließlich war es vorher so: Wer sein Geld noch als Gesunder durchbrachte, konnte sich hinterher aufs Sozialsystem verlassen. Wer hingegen so dumm gewesen war, gespart oder Wohnraum abgezahlt und nicht rechtzeitig vererbt zu haben, wurde zur Kasse gebeten. Das war unfair. Das Blöde am Aus des Pflegeregresses ist nur, dass keiner die Finanzierung zu Ende gedacht hat. Fakt ist, dass die vom Bund gebotenen 100 Millionen kein Kostenersatz sind. Die Länder gehen von mindestens 500 Mio. Euro Mehrkosten aus. Nun wird gestritten, wer zahlt. Im April wird verhandelt. Zwischenzeitlich wird die häusliche Pflege wiederholt gelobt und betont, dass 80 Prozent zu Hause gepflegt werden. Sollte man nicht lieber hier mehr Geld reinstecken? Stichwort: Pflegegeld. Wäre notwendig und für den Staat günstiger. Stimmt. Aber damit daheim gepflegt werden kann, braucht es die Existenz von Verwandtschaftsnetzwerken, in denen aufopfernde Menschen, oft Frauen, pflegen.
In einer Zeit, in der Singlehaushalte steigen und Menschen zunehmend im Vollerwerb 12-Stunden-Tage arbeiten, dürfte dies in Zukunft schwierig werden. Selbst dann, wenn Frauen zur bezahlten Arbeit die unbezahlte im Wechselspiel mit mobiler Pflege dranhängen. Man müsste ernsthaft über Arbeitszeitverkürzung (30 h) bei vollem Lohnausgleich reden. Will aber keiner. Und Betreuerinnen aus dem Osten dürften sich dank der geplanten Kürzung der Familienbeihilfe auch weniger angelockt fühlen, wochenlang bei alten Österreichern zu wohnen. Zeitgemäße Versorgungssysteme müssten menschlich zu den realen Lebensverhältnissen passen. Tun sie nicht.
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