TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 10. März 2021 von Peter Nindler „Kritik ja, Gehässigkeit nein“

Innsbruck (OTS) Ischgl überschattet bis heute das Tiroler Krisenmanagement, das trotz Fehlern besser läuft als in der nationalen und internationalen Wahrnehmung. Was jedoch nicht funktioniert, ist die innerparteiliche Dramaturgie in der Tiroler ÖVP.

Die fatalen Fehleinschätzungen in Ischgl konnte das Tiroler Corona-Krisenmanagement bis heute nicht abschütteln. Dort wurde vor einem Jahr zweifelsohne zu spät auf die Ausbreitung der Infektionen reagiert, zum Teil haarsträubend verharmlost. Die vorwiegend im Zillertal aufgetretene südafrikanische Virusmutation katapultierte Tirol im Februar erneut zurück in die Ischgl-Falle. Weil die nationale und internationale Wahrnehmung nur noch die Pole „Wir haben alles richtig gemacht“ (Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg/VP) und eine phrasenhafte „In Tirol wird ohnehin alles falsch gemacht“-Anklage kennt. Den Überbau dazu bieten die politische Dimension mit einer seit 1945 dominierenden Tiroler Volkspartei und eine mit ihr eng verzahnte touristische Befindlichkeit. Dominiert von einer erfolgsverwöhnten Seilbahnbranche.
Hinter Tirol liegt jedenfalls ein Lernpfad durch die Pandemie, voraus noch ein vielfach ungewisser Weg heraus aus der Krise. Erfolg oder Misserfolg sind freilich oberflächliche Kategorien, um das Krisenmanagement zu bewerten. Ebenso wie die Infektionszahlen, die heute niedrig sein und in zwei Wochen wieder durch die Decke schnellen können. Dass das Gesundheits- und Spitalswesen bisher die Herausforderungen bewältigt hat, ist jedoch ein zentraler Gradmesser. Was Testen und Kontaktnachverfolgung betrifft, erhält Tirol generell ein gutes Zeugnis. Leider bekam Tirol wie viele andere Bundesländer auch die Ansteckungs-
herde und die Sterblichkeit in den Alten- und Pflegeheimen über Monate nicht in den Griff. Das ist ein großer Wermutstropfen.
Die fast schon hämische Dämonisierung Tirols hält allerdings einer faktenbasierten Realität nicht stand. Außer man zimmert sich seine eigene politisch motivierte oder schnappatmungsgetriebene mediale Wirklichkeit. Hingegen hat vor allem die Tiroler ÖVP bis heute eines nicht gelernt: Die Pandemie lässt sich nicht wie die Folgen eines Hochwassers in Gummistiefeln oder hemdsärmelig wegschaufeln. Oder aussitzen.
Deshalb hätte es schon längst neue Gesichter in der ÖVP-Regierungsmannschaft benötigt, um Erneuerung zu signalisieren oder einen Lerneffekt aus Ischgl. Schließlich lebt Politik auch von Inszenierung und Symbolen. Und dass sie „uns kennen lernen werden“, war ein abträglicher Rülpser von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser. Was wiederum eines bestätigt: Das innerparteiliche Krisenmanagement der ÖVP und von LH Günther Platter ließ im Corona-Jahr nicht nur einmal zu wünschen übrig und ist deshalb für das aktuelle Bild Tirols mitverantwortlich.

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