TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 12. März 2021 von Carmen Baumgartner-Pötz „Zu träge für das Virus“

Innsbruck (OTS) Enttäuschte Erwartungen und schwerfällige Prozessabläufe: Nach einem Jahr Pandemie wächst bei vielen der Frust und das Gefühl, dass das Corona-Management deutlich besser laufen könnte.

Jetzt ist schon wieder was passiert, würde Wolf Haas’ grantiger Detektiv Brenner den Umstand kommentieren, dass die Sache mit den Gratis-Selbsttests aus der Apotheke nicht rundläuft. Zur Erinnerung:
Mitte Februar hatte die Bundesregierung in Aussicht gestellt, dass sich ab 1. März jeder fünf Gratis-Selbsttests pro Monat aus der Apotheke holen kann. Alles im Sinn der umfassenden Teststrategie, für die die Regierung eifrig Werbung macht. Nur leider, man hätte es fast ahnen können, ist es sich wieder nicht ausgegangen: zu wenig bestellt, zu spät gekommen, Probleme beim Zoll, zuständig ist der Bund – wie auch immer, Ankündigung und Realität klaffen weit auseinander. Man kennt das schon: Anfang Dezember wurden 10 Gratis-FFP2-Masken für alle über 65-Jährigen versprochen, Anfang Februar warteten mehrere zehntausend immer noch darauf. Zwischen der Schwärmerei von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) für die geplanten Schultests und der tatsächlichen Umsetzung vergingen ebenfalls wertvolle Wochen.
Kein Wunder, dass die Stimmung in weiten Teilen des Landes – ausgenommen sei hier ausdrücklich der BioNTech/Pfizer-beschutzschirmte Bezirk Schwaz – rund um den 1. Pandemie-Jahrestag im Keller ist. Je mehr sich die Pannen addieren, umso größer der Frust. Denn kaum etwas ist schlimmer als Hilflosigkeit und das Gefühl, einem suboptimalen Krisenmanagement ausgeliefert zu sein. Wo sind die Spezialisten für komplexe Projektabwicklungen? Sind Politik und Verwaltung nach einem Jahr Pandemie wirklich immer noch zu träge für das Virus?
Denn nicht nur beim Thema Kommunikation – besser nichts versprechen, was man nicht halten kann – besteht Verbesserungspotenzial. Auch beim Impfmanagement drängen sich Fragen auf: Das Nationale Impfgremium bestätigt in seinen aktuellen Anwendungsempfehlungen, dass zwischen einer durchgemachten Corona-Infektion und der Impfung sechs bis acht Monate vergehen dürfen, da die vorhandenen Antikörper vor erneuter Ansteckung schützen. Zudem reiche eine Teilimpfung, weil diese einen Auffrischungseffekt habe. Das ernst genommen, müsste man den Impfplan überarbeiten und alle Menschen, die erst kürzlich an Covid-19 erkrankt waren, vorerst nicht impfen, auch wenn sie jetzt am Plan stünden. Eine bessere Nutzung der Impfstoffressourcen brächte angesichts der angespannten Infektionslage womöglich genau die Erleichterung, die wir alle so dringend bräuchten.

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