TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 15. Juli 2019 von Peter Nindler „Auch am Mond hat Moral keinen Platz“

Innsbruck (OTS) Nichts war politischer als die erste Mondlandung. Der historische Schritt für die Menschheit ließ die Moral auf der Erde zurück. Der Griff nach den Sternen ist für die Weltmächte immer ein Krieg der Sterne. Damals wie heute.

Von Peter Nindler
Der Mythos Mond ist faszinierend und schockierend zugleich. Der erste Fußtritt auf dem Erdtrabanten im Juli 1969 gleicht der Entdeckung Amerikas 1492. Im Rückblick gelten sie pathetisch als historische Ereignisse der Menschheit, im Kern waren sie allerdings selbstsüchtige Eroberungen von Weltmächten; von der spanischen Krone und den USA. Wenngleich zu ihrer Zeit auf technisch höchstem Niveau. Eingebettet in den Kalten Krieg zwischen der Sowjetunion und Amerika wiederholt der Griff nach den Sternen in den 1960er-Jahren den Wettlauf um die Atombombe, den die Vereinigten Staaten 1945 gewonnen haben. Neil Amstrong hat die Mondlandung („Ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“) noch dazu marketingtechnisch gut verkauft, obwohl sie nur ein Zwischenschritt für die militärische Invasion des Weltalls war. Die „Strategic Defense Initiative“ (SDI) des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan sollte später zum Inbegriff vom „Krieg der Sterne“ werden. Dass das höchst umstrittene Raketenabwehrprogramm nach dem Fall der Berliner Mauer und des Ostblocks endgültig nicht mehr weiterverfolgt wurde, fügt sich nahtlos in die politisch unendlichen Weiten des Weltalls ein.
Wie harmlos wirken da heute die Bemühungen, den privaten Weltraumtourismus zu forcieren oder den Mond zur „Homebase“ für den Flug zum Mars zu machen. Harmlos ist aber einzig der Mann im Mond, sonst aber schon gar nichts.
Denn die USA benötigten unbedingt eine erfolgreiche Apollo-Mission, die ihnen der 1963 ermordete Präsident John F. Kennedy versprochen hatte. Nach innen und nach außen: Mit Juri Gagarin flog 1961 der erste Russe ins Weltall, Korea- und Vietnamkrieg, Rassenunruhen und der Tod des Bürgerrechtlers Martin Luther King 1968 wühlten die Nation auf. Apollo 11 schlug kurzfris­tig eine bekannt hysterische „Stars and Stripes“-Konfettischneise in die geschundene amerikanische Seele.
Möglich gemacht hatte sie ein Deutscher: Wernher von Braun, Nazi und SS-Sturmbannführer. Er hatte mit der Entwicklung der Vernichtungswaffe V2 den Tod und die Ermordung von 20.000 KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern in Kauf genommen. Der Vorsprung bei der Raketentechnik war den Amerikanern aber wichtiger als von Brauns massive Verstrickung mit der Nazi-Führung. Mit seinen engsten Mitarbeitern arbeitete Wernher von Braun nach Kriegsende in den USA und wurde zum „Vater“ des Saturn-Apollo-Programms. Wie gesagt: Die Moral hatte und hat am Mond keinen Platz.

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