TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 2. November 2020 von Peter Nindler „Gefährliche Gemengelage für Platter“

Innsbruck (OTS) Mehr als noch im Frühjahr steht der Tiroler Landeshauptmann als Krisenmanager in der Corona-Krise unter kritischer Beobachtung. Weil sich vor allem im Wirtschaftsflügel der Tiroler ÖVP Frust und Enttäuschung breitmachen.

Das Land fährt runter, die Politik begibt sich wieder in den Krisenmodus vom Frühjahr. So auch in Tirol. Und Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) steht vor noch größeren Herausforderungen als im März oder April. Damals brachte ihn der Super-Corona-Spreader Ischgl massiv unter Druck, doch in der für alle medizinisch und wirtschaftlich nicht abschätzbaren Corona-Entwicklung gab es so etwas wie einen regionalen Schulterschluss. Tirols Vollquarantäne wurde deshalb politisch einigermaßen solidarisch mitgetragen. Jetzt allerdings macht sich besonders im Wirtschaftsflügel der Volkspartei Ernüchterung breit. Weil Platter in den vergangenen Monaten weder in der Partei noch in der Regierung personell durchgegriffen hat und hochrangige Wirtschaftsfunktionäre die ab Dienstag geltenden neuen Restriktionen, speziell in der Gastronomie und im Tourismus, nicht nachvollziehen können.
Die Nadelstiche seiner politischen Widersacher von SPÖ, FPÖ, Liste Fritz und NEOS sind für Platter verkraftbar, weil sie zum alltäglichen Spiel zwischen Regierung und Opposition gehören. Obwohl sie auch wegen selbst verursachter schwarzer Fehltritte – von der Luder-Entgleisung seines Stellvertreters Josef Geisler bis zur weinseligen Sperrstundenmissachtung im Landtag von Landtagspräsidentin Sonja Ledl- Rossmann und Co. – ziemlich schmerzen. Trotzdem: Die Opposition ist wegen der vielschichtigen Interessengegensätze und Egoismen selbst ihr größter Gegner. Die Grünen als Koalitionspartner sind loyal, anders hingegen die Wirtschaft. Dort geht es nicht nur um innerparteiliche Profilierung, sondern ums nackte ökonomische Überleben.
Was soll etwa Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser von den politischen Versprechen für seine Mitglieder halten, wenn für den Lockdown im März bis heute noch keine Entschädigungszahlungen geleistet wurden? Da braut sich etwas zusammen. Platter wird deshalb nicht nur als Krisenmanager im Land kritisch beäugt, sondern – wie es in der Tiroler VP so üblich ist – auch hinsichtlich seines politischen Gewichts in der Bundesregierung bzw. bei Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Für den Landeshauptmann zeichnet sich eine gefährliche Gemengelage ab, schließlich ist die Stimmung im Land mehr als angespannt. Zumal Platter als Tourismusreferent ebenfalls in der Pflicht steht.
Die Corona-Krise hat leider nicht nur den Tiroler Alltag fest im Griff, das Virus könnte genauso die politische Entwicklung im Land maßgeblich beeinflussen.

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