TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 20.August 2019 von Florian Madl – „Erst den Sport gestalten, dann verwalten“.

Innsbruck (OTS) Österreich bekommt bald den 29. Sportminister der Zweiten Republik und über Umwege möglicherweise Eiskanal-Bewerbe der Olympischen Winterspiele 2026. Es gibt viele Ideen, aber wenn es um Konzepte geht, beginnt man stets bei null.

Nach der Wahl am 29. September ist vor den Koalitionsverhandlungen. Der letzte Punkt der Agenda: zumeist der Sport, in Regierungsprogrammen nur am Rande erwähnt, ein Schattenressort und wechselweise in der Verteidigung, als Staatssekretariat oder im öffentlichen Dienst beheimatet. Jene kleinen Sportarten, die nicht Fußball und Skisport heißen, hoffen auf ein baldiges Ende des politischen Tauziehens und auf die Nominierung eines Ressortverantwortlichen. Aus welchem Lager der kommt, ist den meisten egal. Hauptsache, er kümmert sich um ihre Belange, um Projekte und anstehende Großveranstaltungen.
Österreichs Sport liegt seit dem Abgang von Heinz-Christian Strache nicht auf Eis, aber viel Bewegungsspielraum hat er nicht. Das war schon in den vergangenen Jahren so, als sich Norbert Darabos, Ge­rald Klug, Hans Peter Doskozil und zuletzt Heinz-Christian Strache die Klinke in die Hand drückten (Übergangslösungen wie derzeit Eduard Müller sind nicht erwähnt). Stets ging es um Optimierung, um Entpolitisierung, um den Blick über den Tellerrand hin zu anderen Leistungsmodellen. Aus Dänemark holte man sich einige Impulse, die der „Sportnation 4.0“, der „Goldschmiede“ von früher (O-Ton Strache) helfen könnten. Ehrgeizig waren sie allesamt, die Vorhaben. Und sieht man von jenen 254.000 Euro ab, die zuletzt in Gratulationsinserate flossen, ließ sich die Investition auch zumeist rechtfertigen. Ein Berufssportgesetz soll kommen, Geld aus Online-Wetten lukriert werden, das Gießkannenprinzip dem Leistungsprinzip weichen, die Sportstätten von einem Nationalstadion in Wien abwärts evaluiert werden. Aber das sind Vorhaben, die schon viele Sportminister mehr oder weniger ernsthaft verfolgten. Viele von ihnen sonnten sich in einer Flut an heimischen Sportgroßveranstaltungen, im Jahr 2026 könnten auch die Eiskanal-Bewerbe der Olympischen Winterspiele nach Innsbruck-Igls ausgelagert werden. Eine Bahn in Cortina scheint derzeit unwahrscheinlich, Tirol böte sich als seriöser Veranstalter an.
Spitzensport in Österreich lebt, aber eine geordnete Struktur dahinter findet sich angesichts der politischen Abhängigkeit keine. Eben das wird die Aufgabe des neuen Vizekanzlers oder Sportstaatssekretärs, nachdem sich der aufgewirbelte Staub der Koalitionsverhandlungen gelegt hat. Das Motto muss lauten: Erst kommt das nüchterne Gestalten, dann das seriöse Verwalten.

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