TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 20. Februar 2019 von Alois Vahrner „Halbherzige Lösung für den Karfreitag“

Innsbruck (OTS) Kritik von allen Seiten hagelt es für die Entscheidung der türkis-blauen Bundesregierung, den Karfreitag zum halben Feiertag für alle zu machen. Für einen solchen faulen Kompromiss war auch wenig anderes zu erwarten.

Allen Seiten recht getan, ist bekanntlich eine Kunst, die niemand kann. Das gilt vielfach auch ganz besonders für die Politik. ÖVP und FPÖ standen nach dem jüngsten Urteil des Europäischen Gerichthofes (EuGH), der eine Sonderreglung für die evangelischen Kirchen AB und HB, die evangelisch-methodistische sowie die altkatholische Kirche gekippt hat, massiv unter Zugzwang. Die Zeit für eine Lösung drängte, rückt doch der heurige Karfreitag am 19. April immer näher. Verschiedene Varianten standen im Raum, von einem zusätzlichen Feiertag für alle über den Karfreitag als Werktag für alle bis hin zu einer Feiertagsverlegung. Entschieden hat sich Türkis-Blau jetzt allerdings für eine Lösung, die in ihrer Halbherzigkeit ihresgleichen sucht. Der Karfreitag wird zum halben Feiertag, ist also bis 14 Uhr ein normaler Werktag und danach ein Feiertag.
Wenn es der Koalition darum gegangen sein sollte, den Ärger über eine Neuregelung gleichmäßig auf alle zu verteilen, dann ist das Unterfangen zweifellos gelungen: Kritik kommt nämlich von den Kirchen, weil vor allem den Protestanten ein halber Feiertag gestrichen wurde. Arbeiterkammer und ÖGB, die gerne einen zusätzlichen Feiertag gesehen hätten, sehen sich um das EuGH-Urteil betrogen. Und die Wirtschaft befürchtet massive Mehrkosten und Unklarheiten, etwa ob und unter welchen Rahmendingungen die Geschäfte am Karfreitag nachmittags noch offenhalten dürfen oder zusperren müssen. Ab Punkt 14 Uhr dürften in vielen Firmen, in denen noch gearbeitet wird, jedenfalls plötzlich Feiertagszuschläge fällig werden.
Es gibt eine Parallele zu den in diesen Wochen ebenfalls heftig diskutierten Schulferien: Wie bei der Feriendauer liegt Österreich auch bei der Anzahl der Feiertage nicht gerade im europäischen Schlussfeld. Insofern war eine Ausweitung um einen weiteren Feiertag für alle wohl nicht unbedingt nötig. Andere Länder wie das katholische Italien (das ja etwa auch bei Rauchverboten in der Gastronomie weit entschlossener agierte als Öster­reich) hatten in der Vergangenheit kirchliche Feiertage auch gestrichen. Es hätte einiges für einen Karfreitag als Feiertag für alle gesprochen, dazu hätten aber auch die christlichen Kirchen offensiver für einen Abtausch mit einem anderen Feiertag (etwa den Pfingstmontag) eintreten sollen. Dass die Regierung ihre schlechte Neuregelung noch korrigiert, ist leider unwahrscheinlich.

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