TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 20. Juli 2020 von Peter Nindler „Kniefall vor der Wohnungsspekulation“

Innsbruck (OTS) Land und Gemeinden können am Wohnungsmarkt nicht eingreifen, aber die Rahmenbedingungen für leistbares Wohnen mitbestimmen. Trotzdem begünstigen Kommunen mit Fehlentscheidungen aktiv die Wohnungsspekulation.

Die Wohnungspolitik in Tirol ist eine schwierige Gratwanderung: Trotz steigender Grund- und Immobilienpreise kann die Landesregierung nicht in den Wohnungsmarkt eingreifen. Die Rahmenbedingungen sollte die Politik dennoch aktiv steuern, damit das Angebot an leistbaren und geförderten Wohnungen zugunsten von Anleger- bzw. Spekulationsobjekten nicht gänzlich ausgetrocknet wird. Mit der Wohnbauförderung verfügt das Land über einen mit jährlich 300 Millionen Euro finanziell gut ausgestatteten Regelungsmechanismus. Doch was nützen alle Förderungen, wenn am eigentlichen Bedarf vorbeigebaut wird?
Das Problem liegt jedoch weniger beim Land als in den Gemeinden. So schossen in der Landeshauptstadt Innsbruck die Anlegerwohnungen in den vergangenen Jahren nur so aus dem Boden. Eine verfehlte Widmungs-und Stadtentwicklungspolitik machte dies möglich, in ganzen Häuserzeilen finden sich bereits Spekulations-Immobilien. Mit der Widmung und den Bebauungsplänen könnte die Stadt vieles verhindern, jetzt will Innsbruck selbst Wohnungen ankaufen und dann „wohn­bauförderungsnahe Eigentumswohnungen“ vergeben. Klingt gut, doch das umschifft im Wahrheit nur das Problem.
Dass selbst gemeinnützige Baugesellschaften, die eigentlich das Rückgrat des geförderten Wohnbaus in Tirol sein sollten, bereits am privaten Wohnungsmarkt mitmischen, ist vielleicht bei einzelnen Wohnungen nachvollziehbar. In Hall schossen die Verantwortlichen trotzdem weit übers Ziel hinaus – allerdings im Einvernehmen mit der Stadt. So konnte der Bauträger 47 frei finanzierte Wohnungen errichten, die wenigsten wurden von Einheimischen erworben. Weil sich die Haller diese Immobilien schlichtweg nicht leisten können. So wurde mit einer verfehlten Bodenpolitik wieder einmal der Spekulation mit dem Grundbedürfnis „Wohnen“ Vorschub geleistet.
Allein 165.100 Euro Gewinn machte dort eine Immobilienfirma mit einer zuerst angekauften und später veräußerten Wohnung. Hall und der gemeinnützige Bauträger müssen sich deshalb die Frage gefallen lassen, ob sie sich ihrer öffentlichen Aufgabe eigentlich schon noch bewusst sind. Die Optik ist mehr als schief und das Land Tirol wird mit seiner Boden- und Wohnungspolitik einmal mehr düpiert. Aber nicht nur die Regierung.
81 Prozent der Tiroler fordern wirksame Schritte, damit Wohnen günstiger wird. Hall und Co. sind hingegen für empfindliche Rückschritte im Land mitverantwortlich.

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