TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 21. Juli 2017 von Irene Rapp – Das erholungssuchende Ich

Innsbruck (OTS) - Auch in der Schweiz steigt der Druck auf den Erholungsraum Natur. Ein Wald-Knigge soll helfen, Konfliktpotenziale zu vermeiden. In Tirol hat man schon einige Regelwerke erstellt, die an der Ich-Gesellschaft aber oft noch abprallen.

Wenn man so will, hinkt die Schweiz Tirol hinterher. Genau gesagt geht es um den Wald als Naherholungsraum, der in einer Zeit steigender Erholungssuchender so wichtig ist wie noch nie zuvor. Die Eidgenossen arbeiten daher derzeit an einem Knigge, der zehn Regeln auflisten soll für einen reibungslosen Aufenthalt in der Natur.
Ein Problem, das auch in Tirol hinlänglich bekannt ist. Schon vor zehn Jahren, als scheinbar über Nacht gefühlte Tausende Menschen das Skitourengehen für sich entdeckten, wurden zehn Empfehlungen für Pistentouren entwickelt. Weitere Projekte – für die sich zahlreiche Entscheidungsträger u. a. vom Land über den Alpenverein bis zum Jägerverband zusammentaten – folgten. Für Skitourengeher entstanden etwa eigene Aufstiegsrouten, auf dass das Wild nicht beeinträchtigt wird. Für die immer zahlreicher werdenden bergabfahrenden Mountainbiker wurden Trails gebaut, damit sie Wanderern nicht in die Quere geraten. Und erst diese Woche stellten Landwirtschaftskammer, Tirol Werbung u. a. einen „Erklärfilm“ vor, um mehr Bewusstsein für den Umgang mit Almvieh zu schaffen.
Regelwerke gibt es also bereits viele, noch will der Gesetzgeber keine speziellen Verbote aussprechen. Die Konflikte scheinen jedoch nicht weniger zu werden. So klagen jedes Jahr Skigebietsbetreiber über Skitourengeher, die Pistensperren missachten. Dass man sich an den Drahtseilen der Pistengeräte schwerste Verletzungen zuziehen kann, dürfte inzwischen bekannt sein. Waldbesitzer wiederum fürchten Holzarbeiten, weil Wanderer und Mountainbiker Absperrungen von Forstwegen ignorieren und sich ebenfalls in Gefahr bringen. Zuletzt klagten Landwirte, dass Arbeiten am Wochenende oft kaum möglich seien – aufgrund von zig Erholungssuchenden, die kein Verständnis für einen daherkommenden Traktor hätten.
„Der Mensch, der mir am nächsten ist, bin ich. Ich bin ein Egoist!“ hat Falco einmal gesungen und er bringt das Problem damit auf den Punkt. Die Ich-Gesellschaft von heute verliert immer öfter Eigenschaften wie Rücksicht, Verständnis und Gelassenheit aus dem Auge. Mit dem Ergebnis, dass dort, wo Erholung gesucht wird, die Stimmung aufgeheizt ist.
Nur zu gut ist der Fall in Erinnerung, als 2015 Wanderer und Mountainbiker auf der Nordkette aneinandergerieten und schlägerten. Gesunder Menschenverstand und umsichtiges Handeln hätten wohl auch in diesem Fall so manches Regelwerk hinfällig gemacht.

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