TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 21. März 2017 von Ivona Jelcic „Ein Gebäude ist noch kein Kulturprojekt“

Innsbruck (OTS) - Beim Haus der Musik wurde das Pferd von hinten aufgezäumt: zuerst ein Gebäude mit möglichst vielen Nutzern, dann der Inhalt. Letzterer aber ist es, der über Erfolg oder Misserfolg des Projekts entscheiden wird.

Ein 58 Millionen Euro teures Gebäude allein ist noch kein kulturelles Vorzeigeprojekt. Experten aus der Kulturszene haben stets auf eine eigene, so früh wie möglich in die Planungen eingebundene Intendanz für das Haus der Musik gepocht, weil sonst am Ende nicht mehr als ein Haus der vielen Kammerln herauskommen könnte. Nach langen Verhandlungen haben sich Stadt und Land jetzt auf einen Direktionsposten geeinigt. Quasi in letzter Minute. Der Bewerbungszeitraum ist dabei mit nicht einmal einem Monat so knapp bemessen, als suchte man per interne Ausschreibung irgendeinen Abteilungsleiter und nicht den Verantwortlichen für Tirols derzeit größtes Kulturprojekt.
Auch das ist symptomatisch dafür, wie sehr sich Stadt und Land für jeden kleinsten Schritt in Sachen Haus der Musik zusammenraufen mussten – ganz so, als wäre die Frage, wer zu guter Letzt besser dasteht, wichtiger als die, wie am Ende das Haus der Musik dasteht. Die Entscheidungen – das lässt sich leider jetzt schon sagen – standen nicht immer im Dienst der Sache. Dem Land etwa reichte als Legitimation für seine Beteiligung nicht die Tatsache, dass es 55-Prozent-Gesellschafter des Landestheaters ist, es reklamierte noch eine Reihe von Landesverbänden in das Gebäude hinein. Das damit voll bis unters Dach wurde. Was wiederum die Architektur vor extreme Herausforderungen gestellt hat. Es konnte dann nicht viel mehr als der kleinste gemeinsame Nenner herauskommen.
Was die Inhalte betrifft, schien man sich wiederum darauf zu verlassen, dass sich diese dort, wo musikalische Einrichtungen aufeinandertreffen, ja wohl von selbst ergeben würden. Allerdings war von Anfang an klar, dass nicht alle künftigen Nutzer auch automatisch mit ihren Konzerten ins Haus der Musik übersiedeln werden. Etablierte Abo-Reihen wie Meister- oder Symphoniekonzerte finden auch künftig im Congress statt. Weil die Säle im Haus der Musik dafür schlicht zu klein sind. Es ist natürlich trotzdem nicht zu befürchten, dass das neue Gebäude leer bleiben wird: Es werden neue Formate gefunden werden – und mit Sicherheit viele Veranstalter Schlange stehen. Nur:
Wer wird eingelassen und wer nicht? Wird das Haus ein Ort der Hoch-und Volkskultur oder auch einer für experimentelle Formen? Darauf gibt es bis heute keine Antworten.
Die künftige Direktorin/der künftige Direktor steht vor schwierigen Fragen und schwierigen Aufgaben. Bis zum kulturellen Vorzeigeprojekt ist es noch ein weiter Weg.

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