TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 24. April 2018 von Peter Nindler „Von Wahl-Turbos und Zähl-Kandidaten“

Innsbruck (OTS) - Nichts offenbart eine verfehlte Personalpolitik schonungsloser als eine Bürgermeister-Direktwahl. Innsbruck ist das beste Beispiel dafür, wie sehr die Parteien im Schatten der Spitzenkandidaten stehen und von ihnen abhängen.

Nichts ist personalisierter als die Kommunalpolitik. Und da wird selbst Innsbruck zum Dorf. Georg Willi (Grüne), Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) oder Rudi Federspiel (FPÖ) schnitten besser ab als ihre Parteien, Willi und Federspiel zogen ihre Listen sogar auf Platz eins und zwei. Dahinter Tristesse pur, bestenfalls Zähl-Kandidaten. Erhalten Bewerber für das Bürgermeisteramt wie Franz Gruber (ÖVP) oder Irene Heisz (SPÖ) noch weniger Zuspruch als ihre an der Wahlurne ohnehin zerrupften Fraktionen, dann besteht Handlungsbedarf. Nichts Neues bei Stadt-ÖVP oder SPÖ.
Wo war die ÖVP vor Sebastian Kurz? Vor einem knappen Jahr grundelte die Volkspartei noch bundesweit im Niemandsland herum. Kurz war ein Glücksfall für die Schwarzen, stromlinienförmig und diszipliniert ordneten sie sich dem neuen Strahlemann unter. „Alles türkis“ entzauberte selbst Chris­tian Kern, der – nicht zu vergessen – erst 2016 zum Superstar in der SPÖ aufgestiegen ist. Doch der Ex-Kanzler schaffte es nicht, die SPÖ mitzunehmen und zu modernisieren, Kerns Glanz verblasste an der verkrusteten Sozialdemokratie. Denn so ganz ohne Partei geht es nicht. Wer Nummer zwei oder drei ist, spielt vorerst keine Rolle, nur im richtigen Moment müssen die Funktionäre laufen und an einem Strang ziehen.
Hauptwahlmotiv bei den Landtagswahlen waren ebenfalls die eindrucksvoll bestätigten Landeschefs Johanna Mikl-Leitner (Niederösterreich), Günther Platter (Tirol), Peter Kaiser (Kärnten) und Wilfried Haslauer (Salzburg). Die Spitzenkandidaten prägen die Partei und nicht umgekehrt. Eine seit Jahren verfehlte Personalpolitik fällt deshalb ÖVP und SPÖ in der Tiroler Landeshauptstadt auf den Kopf. Nicht einmal ein Sebastian Kurz wäre in der dortigen ÖVP etwas geworden, dasselbe Schicksal hätte Kern bei den Innsbrucker Genossen ereilt.
Allerdings fehlt starken politischen Persönlichkeiten oft das Gespür, rechtzeitig einen Nachfolger aufzubauen. Macht verleitet nicht selten zur Selbstgefälligkeit, Wiens Bürgermeister Michael Häupl dürfte den richtigen Zeitpunkt wohl versäumt haben. An diesem Vakuum zerschellen dann die Parteien und stürzen plötzlich ins Bodenlose. So gesehen steht auch LH Günther Platter (VP) in der Auslage. Alles wurde im Landtagswahlkampf auf ihn zugeschnitten, ein Kronprinz ist noch nicht in Sicht.
Platters wichtigste innerparteiliche Entscheidung wird die personelle Weichenstellung für die Zeit nach ihm sein. Damit steht und fällt die Tiroler ÖVP, weil Tirol hier wie Innsbruck auch nur ein Dorf ist.

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