TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 26. Jänner 2021 von Michael Sprenger „Was ist da nur los in Österreich?“

Innsbruck (OTS) Wirecard, ein Betrug in Milliardenhöhe, wächst sich hierzulande längst zu einem Polit-Skandal aus. Ein Spion mit angeblichem Mordauftrag wird abgeschoben. Ein Aufschrei müsste unüberhörbar sein. Doch es herrscht Ruhe im Land.

Ist es die Pandemie, die alles überschattet, deckt die Angst vor einer Ansteckung alles zu – oder sind wir hierzulande schon so abgestumpft, schütteln nicht einmal mehr den Kopf geschweige denn proben den Aufschrei?
Dass ein Schrei nach Aufklärung nötig wäre, zeigen allein zwei Fälle aus allerjüngster Vergangenheit. Doch es bleibt überraschend ruhig, obwohl beide Fälle schier unglaublich sind.
Zuerst der Fall des türkischen Mitarbeiters des Geheimdienstes MIT. Er sollte, so sagt er, die Grün-Politikerin Berîvan Aslan umbringen. Er meldete sich bei den Behörden, wollte selbst Schutz, wollte aussteigen. Der Fall wird untersucht. Die Anhaltspunkte sind stichhaltig. Anklage wird erhoben, ein Prozesstermin wird fixiert. Und was machen die Beamten des Innenministeriums? Sie schieben den Mann ab. Sie haben alles richtig gemacht, sagt das Innenministerium. Dann der Milliardenbetrug rund um Wirecard. Der langjährige Vorstandvorsitzende des deutschen Zahlungsdienstleisters, der Österreicher Markus Braun, wurde einst zum Berater von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Braun ebnete den Weg vom schmuddeligen Bezahldienst zum DAX-Konzern, spendete 70.000 Euro für den ÖVP-Wahlkampf. Dann der plötzliche Fall des Superstars. 1,9 Milliarden Euro im Nirgendwo. Sein Vorstandskollege, der Österreicher Jan Marsalek, kannte wiederum Wolfgang Sobotka. Mit dem früheren ÖVP-Innenminister traf er sich in der österreichischen Botschaft in Moskau. Seit Monaten ist Marsalek auf der Flucht, Braun im Gefängnis. Als Marsaleks Fluchthelfer sollen der frühere FPÖ-Abgeordnete S. sowie die Verfassungsschutz-Mitarbeiter O. und W. fungiert haben. Der eine, O., soll für einen anderen Nachrichtendienst gearbeitet haben. W. ließ sich vor Jahren beim BVT karenzieren. Er soll zudem das Konvolut über mutmaßliche Machenschaften beim BVT geschrieben haben, welches letzten Endes zur Razzia beim Verfassungsschutz führte. Doch damit nicht genug. Marsalek soll im Besitz mehrerer Reisepässe sein. Er war in der Österreichisch-Russischen Freundschaftsgesellschaft aktiv. So wie Politiker hierzulande auch. In Deutschland wird im Zusamenhang mit Marsalek zudem noch eine Ukraine-Connection verfolgt. In diesem Kontext taucht wiederum der Name des Kurz-Förderers und früheren Vizekanzlers Michael Spindelegger auf. Was ist da los? Wann vernimmt man den Schrei nach Aufklärung?

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen