TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 26. Juli 2017 von Karin Leitner „Mehr Rache als hehre Sache“

Innsbruck (OTS) - Die Grünen-Zeit von Peter Pilz ist Geschichte. Der langjährige Mandatar hat sich von seinen Gesinnungsfreunden formal losgesagt. Dass er das erst jetzt tut, nimmt seinem Polit-Projekt Glaubwürdigkeit.

Vorweg das Löbliche: Es ist gut, dass die Wählerinnen und Wähler am 15. Oktober ein weiteres Angebot haben. Es ist gut, dass die Truppe, die Pilz verkörpert, weder extrem noch hetzerisch agieren dürfte. Es ist gut, dass sie von einem Menschen mit großer Polit-Erfahrung angeführt wird. Einem Mann mit Verdiensten – als unerbittlicher Kämpfer gegen Korruption und Freunderlwirtschaft in dieser Republik. Peter Pilz kandidiert mit einer eigenen Liste. Parteichef will er keiner sein, einer „Bürgerinitiative“ möchte er vorangehen. Ein Programm werde er nicht vorlegen; jeder seiner Mitstreiter sei ein solches, sagt Pilz. Klubzwang im Hohen Haus? Nicht bei und nicht mit ihm.
Und da kommen wir zum nicht löblichen Teil der Angelegenheit: Pilz ist bei den Grünen politisch aufgewachsen. 31 Jahre lang hat er für diese als Mandatar gewerkt. Eine Partei hat ihm das ermöglicht. Diese ist jetzt pfuigack.
Den gewünschten Rang für die Nationalratswahl – Nummer 4 auf der Bundesliste – haben ihm die Delegierten beim Bundeskongress mehrheitlich verwehrt. Bei einem Abstimmungsduell unterlag er dem Jung-Abgeordneten Julian Schmid. So etwas ist für eine Polit-Diva wie Pilz schwer zu verkraften. Gekränkt, enttäuscht, vergrämt ist er. Das nimmt seinem Projekt einiges an Glaubwürdigkeit – jene, dass es ihm nur um die Sache, nicht um Rache an den bisher Seinen geht.
Dass Pilz nicht erst seit dem Bundeskongress unzufrieden mit dem Grünen-Kurs ist, stimmt. Nicht nur intern monierte er schon 2015 dies und das; er tat das – zum Leidwesen der Parteioberen – auch öffentlich. Das Credo: Linkspopulistisch müssten sich die Grünen positionieren.
Wenn Pilz nun beklagt, dass das ungehört geblieben ist, fragt sich:
Warum hat er sich nicht längst wegbewegt – formal, wie er das jetzt macht? Warum ist er geblieben, hat sich wieder um einen Mandatsplatz bemüht? Hätte er sich losgesagt, wenn er diesen bekommen hätte? Sicher nicht. Dann hätte er bei den Grünen weiter im Team solo gespielt.
Die One-Man-Show läuft nun außerhalb gewohnter Strukturen. Parteimittel hat Pilz keine, das nötige Geld muss er selbst auftreiben. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm trotz der schwierigen Startbedingungen nicht. Gar ein zweistelliges Wahlresultat schwebt dem 63-Jährigen vor.
Er scheint von Beifallspendern geblendet zu sein. Dass ihn viele beklatschen, heißt nicht, dass sie ihn auch wählen. Der Applaus etlicher gilt dem Umstand, dass Pilz den Grünen schaden wird.

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