TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 5. Oktober 2020 von Peter Nindler – „Zweiter Anlauf für den Wahlkampf“

Innsbruck (OTS) Mit dem Ischgl-Bericht dürfte ein langer Wahlkampf für die Landtagswahl 2023 eröffnet werden. Denn es geht schon längst nicht mehr um Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (VP), sondern vor allem um Landeshauptmann Günther Platter.

Seit der deutschen Reisewarnung für Tirol befindet sich die Stimmung im Land in einer Negativspirale. Dazu kommen noch die durchaus umstrittenen landeseigenen Beschränkungen in der Gastronomie mit der Vorverlegung der Sperrstunde auf 22 Uhr sowie die immer lauter werdende Kritik aus Osttirol und dem Außerfern. Dort gibt es nämlich kaum Corona-Infektionen. Wenn jetzt mit der Axamer Lizum das erste Skigebiet aus wirtschaftlichen Gründen in der Wintersaison gar nicht aufsperren will, steht der Kessel endgültig unter Überdruck. Und mit ihm die Tiroler Volkspartei um Landeshauptmann Günther Platter.
Die von den Tiroler NEOS durchgeführte Meinungsumfrage zur politischen Lage in Tirol weist zwar für die ÖVP und die Landesregierung, also auch für die Grünen, stabile Werte aus, doch die Corona-Krise kratzt bereits am Vertrauen. Vor allem das durchwegs bemängelte Krisenmanagement des Landes zu Beginn der Pandemie – Stichwort Ischgl samt Chaos bei der Abreise der Gäste aus den Skigebieten. Allerdings blieb die negative politische Sogwirkung für die Regierung vorerst aus. Der Umgang mit dem Après-Ski-Hotspot Ischgl ist nämlich das eine und wird vermutlich nicht folgenlos bleiben. Zum anderen geht es um die Verhältnismäßigkeit von berechtigter Kritik in der Zusammenschau mit den dramatischen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie.
Doch jetzt steigt die Nervosität in der ÖVP, die Folgen der Reisewarnungen für den so wichtigen Wintertourismus und die bevorstehende Veröffentlichung des Ischgl-Berichts wirken als Ballast. Und damit rückt eine seit Monaten schwelende Frage wieder in den Mittelpunkt: Ist Gesundheits-LR Bernhard Tilg (VP) noch zu halten? Platter gerät erneut unter Zugzwang, eine wochenlange Hängepartie in ohnehin stürmischen Corona-Zeiten würde ihn wohl selbst schwächen. Denn eigentlich ist der Landeshauptmann das Ziel der Opposition, schon längst nicht mehr Tilg.
Obwohl sie in der Corona-Krise mächtig auf den Putz gehaut haben, konnten bisher weder SPÖ noch FPÖ von ­Ischgl profitieren. Der Startschuss für den zweiten Anlauf folgt jedoch mit dem Resümee der unabhängigen Expertenkommission am 12. Oktober. Dann werden extern erhobene Fakten auf dem Tisch liegen und die (politische) Bewertung erhält eine neue Qualität. Aussitzen geht nicht mehr. Das wissen Platter, seine ÖVP und die Oppositionsparteien nur zu gut. Um nicht zu sagen, dass damit zweieinhalb Jahre vor der Landtagswahl 2023 bereits ein langer Wahlkampf eröffnet wird.

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