TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 8. März 2019 von Gerlinde Tamerl – Ideen statt klischeehafter Geschenke

Innsbruck (OTS) Heute am Weltfrauentag werden gerne Blumen und Pralinen verschenkt. Ein heuchlerisches Dankeschön dafür,
dass Frauen den Großteil der unbezahlten Arbeit verrichten, während Männer in die Chefetagen aufsteigen.
Gerade heute sollte wieder der Blick auf die Arbeitswelt gerichtet werden, denn dort offenbaren sich schon seit Jahrzehnten viele ungelöste Probleme mit folgenschweren Nachteilen für Frauen. In Österreich arbeitet mehr als die Hälfte aller weiblichen Erwerbstätigen in Teilzeit. Zeitgleich zerbricht jede zweite Ehe und hinterlässt ein Heer an armutsgefährdeten Alleinerziehenden.
Es ist daher verständlich, dass viele gut ausgebildete Frauen das enge Korsett der Mutterschaft ablehnen und sich gegen Kinder entscheiden, denn sie wissen, dass Geld Macht bedeutet, und nur eine finanziell unabhängige Frau kann frei über ihr Leben bestimmen. Frauen hingegen, die von ihren Partnern wirtschaftlich abhängig sind, haben geringen Handlungsspielraum. Unweigerlich entstehen Asymmetrien in der Paarbeziehung, und auch der Mann wird wieder in die traditionelle Rolle des Ernährers gedrängt.
Warum schaffen es viele Mütter einfach nicht, ihre beruflichen Ziele trotz Kindern durchzusetzen? Gibt es etwa neben organisatorischen auch emotionale Hindernisse? Vielen Frauen fällt es schwer, den langen Arbeitstag ohne ihre Kinder zu überstehen. Kinder wiederum brauchen verlässliche Bezugspersonen, die ihnen beistehen, und damit ist kein flüchtiger Gute-Nacht-Kuss gemeint. Es ist verständlich, dass Frauen sich deshalb oft für Teilzeitmodelle entscheiden, denn Haushalt, Kinderbetreuung und Vollzeitjob zu stemmen, ist ohne Unterstützung ein unrealistisches Unterfangen.
Was geschieht jedoch in einer Welt, in der Kinder gar nicht mehr ins Lebenskonzept passen? In Anbetracht unseres Wohlstands ist es empörend, dass es einfach nicht gelingen will, Frauen so zu unterstützen, dass sie Kinder (ja, Plural) bekommen können, ohne dabei ihre beruflichen Ziele vernachlässigen zu müssen. Der „Papa-Monat“ mag ein Anfang sein, aber es braucht langfristig eine faire Aufteilung der unbezahlten Arbeit, um Frauen den Weg in eine finanzielle Unabhängigkeit zu ebnen. Nur so können sie auch vor der drohenden Altersarmut bewahrt werden. Diese Forderungen stehen schon lange im Raum. Die Arbeitswelt muss komplett umgekrempelt werden, am besten von den Müttern selbst. Sie brauchen flexible Arbeitszeiten und individuelle Problemlösungen, maßgeschneiderte Konzepte also, die mit dem Arbeitgeber entwickelt werden. Wenn das nicht schleunigst geschieht, dann werden wir in unseren hochpolierten Städten bald sehr alt aussehen.

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